Zwei Skinheads wegen Gewalttaten vor Gericht

Der Bund

BURGDORF

Als sich rund 15 Skinheads am Abend des 16. Dezember 2000 von Burgdorf aus auf den Weg ins Emmental machten, waren keine vorweihnächtlichen Gefühle im Spiel. Die Nachricht hatte die Runde gemacht, beim Bahnhof Hasle-Rüegsau habe sich eine Gruppe von «Linken» besammelt. «Man ging, um ihnen eins aufs Dach zu geben», sagte einer der beiden jungen Männer, die sich seit gestern vor dem Kreisgericht Burgdorf-Fraubrunnen zu verantworten haben. Ihnen werden unter anderem Angriff, einfache Körperverletzung und versuchte schwere Körperverletzung zur Last gelegt.

Schlag wegen Irokesenschnitt

Die Angeschuldigten bestreiten die Vorwürfe nicht. Einer der drei Jugendlichen, die sie in Hasle-Rüegsau angetroffen hätten, habe einen Irokesenschnitt getragen, sagte der heute 22-jährige S. «Ich mochte nicht lange reden, sondern habe einfach zugeschlagen.» Ob der Wucht des Schlages fiel der Getroffene rückwärts über ein Geländer und blieb nur mit Glück auf einer Auffangvorrichtung liegen andernfalls wäre er dreieinhalb Meter in die Tiefe gestürzt. S. stieg über das Geländer und traktierte sein Opfer das er nicht kannte noch mit einigen Fusstritten.

Derweil wandte sich der andere Angeschuldigte, der 20-jährige R., einem Jugendlichen zu, der infolge des Angriffs eine Unterführung hinuntergefallen und dabei verletzt worden war. «Ich rannte die Treppe hinunter und versetzte ihm zwei oder drei Fusstritte», sagte R. Laut Akten traf er sein Opfer im Gesicht. Anschliessend nahm er dem Verletzten einen Schuh mit roten Bändeln und ein Nietenband ab um mit diesen «Kriegstrophäen» später bei seinen Kameraden «bluffen» zu können, wie er sagte.

Den Angeschuldigten wird eine Reihe weiterer Delikte zur Last gelegt, die sie ebenfalls nicht bestreiten. So machte S. gegenüber der Polizei falsche Aussagen und versteckte eine Pistole, um einen Skinhead-Kollegen zu schützen. Ausserdem bastelte er aus einer Rahmbläser-Kapsel einen Sprengsatz «nur um zu schauen, ob ich es schaffe». R. wiederum wird die Beteiligung an einer Massenschlägerei in Yverdon vorgeworfen.

Distanz von der Szene?

Die beiden Männer betonten, sich seither von der Skinhead-Szene distanziert zu haben wenn auch in unterschiedlichem Masse. «Für mich ist das fertig», sagte S. Er habe keine Kontakte zur Szene mehr und verbringe seine Freizeit lieber mit Sport. Sogar sein Opfer vom Angriff in Hasle-Rüegsau sagte im Zeugenstand aus, S. habe «zum Normalen zurückgefunden». Nicht nur das: Mittlerweile komme er sogar «gut mit ihm aus».

Auch er bezeichne sich nicht mehr als Skinhead, sagte R. seinen Kollegen aus der Szene wolle er aber nicht den Rücken kehren. Einladungen an Geburtstagsfeste nehme er nach wie vor an wie etwa an jenem Tag Ende September, als es in Langenthal zu gewalttätigen Übergriffen von Skinheads auf das Jugendkulturzentrum LaKuZ und auf eine Gruppe von Türken kam. Dort, betonte R., habe er aber «selber nicht dreingeschlagen». (bwb)