Dominik Bein wurde das Opfer rechtsextremer Schläger. Jetzt kämpft er sich täglich zurück in sein Leben. Ein Gönner hat ihm eine Reise nach Jamaika spendiert.
Wil ? «Manchmal löscht es mir richtig ab», sagt Rosmarie Bein. Etwa wenn sie im «Blick» die Schlagzeile liest: «Neonazi drehte schon wieder durch.» Im Artikel wird beschrieben, wie der Schläger, der ihren Sohn fast tötete, erneut einen Buben beinahe umgebracht hat. Sie habe sofort den Staatsanwalt angerufen und gefragt: «Ist der schon wieder auf freiem Fuss?» Der Staatsanwalt habe sie beruhigt, der Vorfall liege einige Jahre zurück, jetzt sei lediglich die Verhandlung.
Den Rank gefunden
In solchen Augenblicken wird der Albtraum wieder lebendig, der das Leben von Dominik und Rosmarie Bein so radikal verändert hat. Es ist jetzt fünfeinhalb Jahre her, seit sieben Rechtsextreme in Frauenfeld den damals 15-Jährigen zusammenschlugen und auf ihn eintraten. Dominik überlebte wie durch ein Wunder, wird aber sein Leben lang invalid bleiben. Er hat grosse Mühe zu sprechen und sich zu konzentrieren. «Wir sind beide massiv eingeschränkt», sagt Rosmarie Bein, wenn sie niedergeschlagen ist. Wenn es ihr gut geht, dann erzählt sie von den Fortschritten, die Dominik macht. Davon, dass er sich inzwischen schon viel besser orientieren könne und von dem Gedächtnis-Training, dass er absolviert habe. Dominik könne sich jetzt sogar selber rasieren. Allerdings fordern ihn diese alltäglichen Handlungen so sehr, dass er anschliessend eine Ruhepause braucht. Die Geschichte von Dominik Bein ist auch die Geschichte einer Mutter, die ihr Leben auf den kranken Sohn ausgerichtet hat. Die frühmorgens, wenn er noch schläft, zur Arbeit geht, damit sie später für ihn dasein kann. «Wir haben den Rank gefunden», sagt Rosmarie Bein. Es gibt aber auch regelrechte Aufsteller: So wie die Reise nach Jamaika dieses Jahr. Dominik, der Reggae-Fan, stand am Grab von Bob Marley. Davon hatte er schon immer geträumt.
Die Reise war das Geschenk eines grosszügigen Menschen. Vom vermeintlichen Wohltäter, der vor einem Jahr in den Medien gross verkündet hatte, er wolle Dominik monatlich 800 Franken als Zustupf zur spärlichen IV-Rente überweisen, haben die Beins dagegen nichts mehr gehört und gesehen. Dominik und seine Mutter haben gelernt, die Tiefschläge wegzustecken und nach vorne zu blicken. Sie habe schon angefangen, für die Skiferien zu sparen, sagt Rosmarie Bein. Dominik war früher ein begeisterter Snowboarder. Jetzt kann er nur noch zusammen mit einem Lehrer auf dem Board stehen. «Aber er freut sich schon jetzt riesig darauf.»