Nau.ch. Das Kollektiv «Vo Da» fordert von der Stadt Zürich die Änderung von rassistischen Häusernamen im Niederdorf. Die Stadt prüft nun das Anliegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Kollektiv «Vo Da» erklärte dem Rassismus im Zürcher Niederdorf den Krieg.
- Häuser mit rassistischen Aufschriften sollen umbenannt werden.
- Im Stadtrat werde das Schreiben nun bearbeitet, heisst es von offiziller Seite.
Anfang Mai 2020 trat das Kollektiv «Vo Da» mit einer Frage an die Öffentlichkeit. Es ging um rassistische Wandbilder und Hausnamen im Zürcher Niederdorf. Schon im Januar habe das Kollektiv einen Austausch mit Stadtrat Daniel Leupi, Finanzvorsteher der Stadt, aus ähnlichen Gründen gehabt.
Sein Departement erklärte gegenüber dem Kollektiv, dass es zwar die Umbenennung des «Café Mohrenkopf» fordere, jedoch auf die Umbenennung des eigentlichen Hauses «Zum Mohrentanz» verzichten wolle. Der Name des Hauses sei «den wenigsten bekannt, auch wenn er sich eingraviert über dem Eingang findet.»
Dies geschah auch: Zeitgleich mit einem neuen Pächter kam ebenfalls der neue Name. Das neu norwegische Lokal verzichtet auf eine Anlehnung an den ehemaligen Namen.
Stadt Zürich ist sich dem «problematischen» Namen bewusst
Das Amt für Städtebau mache sich zurzeit Gedanken, wie mit den Gebäuden «umgegangen werden soll». Also kontaktierten Demba Fofanah und Ben Pauli, die Gründer des Kollektvis, das Amt für Städtebau.
Sie erhielten diese Antwort: «Der problematische, rassistische Hintergrund der Namen und der Darstellung ist offensichtlich. Sie entstammen einer verniedlichenden bis herablassenden Haltung gegenüber Menschen dunkler Hautfarbe, wie sie bis weit ins 20. Jahrhundert gesellschaftlicher Mainstream war.»
Trotzdem – oder gerade deswegen – wollte ihr Amt die rassistischen Namen und Darstellung beibehalten, so Direktorin Karin Gügler. Weil diese, ihrer Meinung nach, für die «aktive Vergangenheitsbewältigung» wichtig seien.
«Diese Rechtfertigung finden wir unangebracht und zeigt klar die Haltung der offiziellen Stadt Zürich zum Thema Rassismus», schreibt das Kollektiv in einer weiteren Mitteilung.
Zahlreiche Schreiben sind eingegangen
Gegenüber Nau.ch hält Fofanah fest: «Die Stadtregierung lässt uns nun seit mehr als zwei Wochen auf eine Reaktion warten. Dies, obwohl zusätzlich bereits Dutzende Zürcher ein Bevölkerungsanliegen an die Stadtpräsidentin eingereicht haben.»
Das Kollektiv meldete sich nochmals in einem offenen Brief zu Wort – diesmal bei Stadtpräsidentin Corine Mauch. «Darin erinnern wir die Stadtpräsidentin ausserdem daran, dass ihr Präsidialdepartement im Internet damit wirbt, dass aktuell Menschen aus 170 verschiedenen Nationen in der Stadt Zürich leben.» Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) appelliert an die Bevölkerung, Gräben zuzuschütten. – Keystone
Diese Vielfalt trage massgeblich zur Attraktivität der Stadt bei. «Entsprechend sollte es auch im Interesse der Stadtpräsidentin, wenn wir alles daranlegen, den Rassismus zu überwinden und uns zusammen für eine gemeinsame Zukunft ohne Diskriminierung engagieren.»
Der Brief schien bei Mauch auf Gehör zu stossen. So bestätigt Astrid Hermann, Sprecherin im Präsidialdepartement: «Es sind zahlreiche Schreiben aus der Bevölkerung an die Stadtpräsidentin eingegangen, die das Anliegen des Kollektivs ‹Vo Da› unterstützen. Im Auftrag der Stadtpräsidentin wird das Anliegen zurzeit geprüft.»