Zu Gast bei Rechtsextremen

 

Basler Zeitung vom 20.12.2010

Der Walliser SVP-Nationalrat Oskar Freysinger tritt an einem Anti-Islam-Treffen in Paris auf

Rudolf Balmer, Paris

Der Walliser SVP-Nationalrat Oskar Freysinger hat am Wochenende in Paris viel Applaus an einem Kolloquium gegen die «Islamisierung Europas» geerntet.

Es war nicht das erste Mal, dass der Walliser SVP-Nationalrat Oskar Freysinger von Frankreichs rechtsextremer Kleinpartei Bloc Identitaire eingeladen worden war. Deren Anhänger halten den Front National von Jean-Marie Le Pen für zu weich. Vergangenes Wochenende war Freysinger in Paris der Stargast an einem Treffen gegen die «Islamisierung Europas», das die radikalen Nationalisten zusammen mit der Gruppe Riposte Laïque organisiert hatten.

800 Zuhörer empfingen Freysinger, den «Mann, der die Minarette in der Schweiz gestoppt hat», mit einer Ovation. Der Islam generell und das als Aggression empfundene religiöse Selbstbewusstsein eines Teils der aus dem Maghreb stammenden Jugend in der Banlieue stellen das neue Feindbild für Frankreichs fremdenfeindliche extreme Rechte dar.

SVP-Abstimmungsplakate wie jenes mit dem herausgeworfenen schwarzen Schaf, mit den wie Raketen in den Himmel ragenden Minaretten oder zuletzt jenes mit dem «Vergewaltiger Ivan S.» haben bei Frankreichs nationalistischer Rechter begeisterte Zustimmung und Nachahmung gefunden.

Attacken

Wenn Freysinger mit seinem Look, namentlich seinem Langhaar-Pferdeschwanz, vielleicht zuerst einige Ältere oder Kahlrasierte im dicht gedrängten Saal im 12. Bezirk der Hauptstadt irritiert hat, so fand er schnell die Worte, die zu hören sie gekommen waren.

Seine mit Ironie gewürzten Attacken gegen die Toleranz predigenden Eliten und ihr «Dogma des Multikulti» sprachen ihnen aus dem Herzen: «Das gibt es nur in Europa, dass man meint, wenn man mit allen nett ist, sei jedermann auch mit uns nett. Anderswo in der Welt gilt das einfach als Zeichen der Schwäche.»

Dass die Meinungsmacher aber auch ausgerechnet jene «diabolisieren», die vor dieser von ihm in allen bedrohlichen Farben beschworenen Gefahr der Islamisierung warnen, stellt für Freysinger den Gipfel dar. «Sie liefern damit den fanatischen Islamisten einen Freibrief zur Eliminierung der entschiedensten Gegner wie Pim Fortuyn.»

Unterhaltsam

Dass dieser holländische Rechtspopulist nicht von muslimischen Extremisten, sondern von einem radikalen niederländischen Tierschutzaktivisten ermordet wurde, liess er unerwähnt. Dagegen warnte er Deutschland vor den Folgen einer verantwortungslosen «Hexenjagd gegen den Bankier Thilo Sarrazin». Während «hier alle nur an ihre Rente, an die Ferien und Versicherungen denken, produziert die muslimische Welt Armeen von Kämpfern, Frauen und Männern, die bereit sind, als menschliche Bomben in einem Krieg ihr Leben zu opfern», sagte Freysinger.

Im amüsanten Tonfall eines Alleinunterhalters auf der Bühne gab der SVP-Nationalrat sodann eine kurze Nachhilfestunde zur Geschichte der Eidgenossen, die sich seit dem Rütlischwur gegen fremde Einflüsse und Bevormundung wehrten und nicht von ungefähr heute nicht Mitglied der Europäischen Union seien. Die institutionellen Instrumente des Initiativrechts hätten es ermöglicht, dass «die schweizerische Elite gleich zweimal in einem Jahr vom Volk desavouiert wurde».

Freysinger rät darum den Franzosen, deren revolutionäre Traditionen er in allen Tönen lobte, dringend, bei sich «die Spielregeln zu ändern».