20 minuten online: Nach dem Neonazi-Konzert und der Pnos-Feier stellt sich die Frage, ob die Ostschweiz ein besonders fruchtbarer Boden für rechtsextremes Gedankengut ist.
Die Versammlung der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) am Samstag in Kaltbrunn im Kanton St.Gallen verlief ruhig. Die rechtsextreme Partei traf sich im Restaurant Löwen, um die Gründung von fünf neuen Sektionen zu feiern. Nach dem Neonazi-Konzert von Unterwasser SG war es der zweite Aufmarsch von Rechtsextremen in der Ostschweiz innert einer Woche.
Als Reaktion auf den Anlass demonstrierten in Rapperswil-Jona am Samstag rund 70 Linksautonome und forderten ein härteres Vorgehen gegen Rechtsradikale. Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort und löste die Demonstration auf.
Die Anhänger der Pnos feierten die Aufnahme der Sektionen St. Gallen, Thurgau, Schaffhausen, Glarus und Graubünden, die aus der erst Anfang Jahr gegründeten Sektion Ostschweiz hervorgehen. «Es ist schon aussergewöhnlich, dass die Pnos gleich fünf neue Sektionen in der Ostschweiz gründet», so der Rechtsextremen-Beobachter Hans Stutz. Für ihn ist klar, dass zwischen dem Neonazi-Konzert von Unterwasser und der Pnos-Feier kein direkter Zusammenhang besteht: Dass die zwei Ereignisse örtlich und zeitlich zusammenfielen sei Zufall.
Schätzungsweise 60 Mitglieder
Doch wie stark ist die Pnos in der Ostschweiz? Eigenen Angaben zufolge zählt die Partei schweizweit über 400 Mitglieder, die meisten davon in der Region Bern. Stutz hält diese Zahl jedoch für zu hoch. Auf ihrer Website behauptet die Pnos zudem, die Zahl der Aktivmitglieder in der Ostschweiz habe sich seit Anfang Jahr verdoppelt und ihre gesellschaftliche Akzeptanz sei gestiegen. Schätzungen zufolge dürften es in der Ostschweiz rund 60 aktive Mitglieder sein.
Stutz weist darauf hin, dass die Pnos lokal immer wieder mal grösseren Zulauf hatte. «Das hing jeweils vom Engagement von Einzelpersonen ab, die sehr aktiv waren», so Stutz. Bis jetzt konnte sich die Pnos in der Deutschschweiz vor allem in Bern etablieren. Die Ausweitung in die Ostschweiz wäre ein grosser Zuwachs. Für den Beobachter ist es aber noch zu früh für eine Einschätzung. «Es ist auch möglich, dass sie die Sektionen in kurzer Zeit wieder auflösen», so Stutz. Das sei in der Vergangenheit in anderen Regionen wiederholt vorgekommen. Keine Exponenten
Der St. Galler Polit-Experte Reto Antenen glaubt nicht, dass das Auftauchen der Pnos in der Ostschweiz mit einer Zunahme des Rechstextremismus in der Region einhergeht. Die Partei schaffe es zur Zeit einfach, Leute mit diesem Gedankengut zu vereinen. Die Partei sei aber weder eine Gefahr für die politische Landschaft noch habe sie eine Chance, Parlamentssitze zu holen.
Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass noch gar keine Ostschweizer Pnos-Exponenten bekannt sind. Der ehemalige Präsident der Ostschweizer Sektion, der 20-jährige Robin Keller, ist diesen Sommer zurückgetreten. Sein Posten ist seither vakant. Man werde die neuen Leute zur gegebenen Zeit vorstellen, lässt die Partei verlauten.