Zeitzünder löste Explosion aus

BernerZeitung

Der auf dem Rütli gezündete Sprengsatz war nicht harmloses 1.-August-Feuerwerk, sondern in der Industrie und in der Landwirtschaft verwendete Petarden. Den Tätern droht eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr.

Hätte sich die Bundesfeier auf dem Rütli um zehn Minuten verspätet, wäre der Sprengsatz mitten in der Festgemeinde explodiert: Denn die am 1.August auf der Rütliwiese gezündete Ladung wurde von einem Zeitzünder zur Explosion gebracht, wie die Kantonspolizei Uri gestern über den Stand der Ermittlungen orientierte. Damit ist die Rütlifeier nur knapp einem Worst-Case-Szenario entgangen: «Wenn es während der Feier geknallt hätte, wäre die Gefahr gross gewesen, dass Panik ausbricht», so Martin Hofer, Sprecher der Rütlikommission.

Kein normales Feuerwerk

Wie Karl Egli, Sprecher der Urner Kantonspolizei, sagte, habe es sich beim vergrabenen Sprengsatz um mehrere Feuerwerkskörper gehandelt. Wie er gegenüber dieser Zeitung präzisierte, sei aber nicht «zu Vergnügungszwecken» verkauftes 1.August-Feuerwerk gezündet worden, sondern Kracher, die in der Industrie oder der Landwirtschaft eingesetzt werden. Diese sind nur in Geschäften mit einer Bewilligung erhältlich.

Mindestens ein Jahr Strafe

Weil es sich um ein Sprengstoffdelikt handelt, haben die Urner Behörden die Bundesanwaltschaft eingeschaltet. Zurzeit untersucht der wissenschaftliche Forschungsdienst der Stadtpolizei Zürich die Überreste des Sprengsatzes. Können die Behörden die Täterschaft ausfindig machen, drohen dieser empfindliche Strafen: Die Polizei ermittelt wegen Gefährdung durch Sprengstoffe. Gemäss Artikel 224 des Strafgesetzbuches droht den Bombenbastlern mindestens ein Jahr Freiheitsstrafe.

Weil den meisten Rechtsextremen der Zutritt an die offizielle Rütlifeier verweigert worden war, rief die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) ihre Anhänger gestern dazu auf, sich am kommenden Sonntag auf der Rütliwiese zu einer Feier zu versammeln. Wie der Urner Polizeidirektor Josef Dittli (FDP) erklärte, werde die Polizei gemäss der heutigen Ausgangslage das Gelände nicht absperren. Die Sicherheitskräfte würden aber präsent sein und «sofort einschreiten, falls es zu Rechtsgutverletzungen kommen sollte», so Dittli.

Georg Humbel

Private Sponsoren

Nur die Stadt Luzern erhält Geld

Der Berner Unternehmer und FDP-Nationalrat Johann Schneider-Ammann und der Uhrenkönig Nicolas Hayek haben mit ihrer Zusicherung, bis 200000 Franken zu bezahlen, den Streit um die Rütlifeier deblockiert. Anders als Schneider-Ammann vor zwei Wochen in der «Neuen Luzerner Zeitung» gesagt hatte, fliesst das Geld der Unternehmer aber nicht der «gesamten Organisation» der Feier zu. Nur die Stadt Luzern profitiert: Die Kosten für die Organisation und das Ticketingsystem übernimmt die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGG). Der Kanton Uri, auf dessen Gebiet die historische Wiese liegt, muss selber für die Kosten des Polizeieinsatzes rund ums Rütli aufkommen. Wie die Rütlikommission und Schneider-Ammann gestern bestätigten, wird nur Luzern die Kosten für seinen Polizeieinsatz bei den Unternehmern in Rechnung stellen. In Luzern fuhren die Schiffe für die Feier los. An einer linken Kundgebung hatten 100 Demonstranten teilgenommen. Die Luzerner Polizeidirektorin weilt zurzeit in den Ferien und war für eine Stellungnahme über die Höhe der Kosten nicht erreichbar. Schneider-Ammann erklärte auf Anfrage: «Das Gesuch war auf 100000 bis 200000 Franken gestellt. Damit rechnen wir.»