RÜTLI UR. Wussten die Knall-Köpfe vom Rütli, was sie da taten?
Um 16.18 Uhr knallt es auf der Rütliwiese. Acht Minuten zuvor war die Bundesfeier offiziell zu Ende. Eigentlich war ihr Schluss erst auf 16.30 Uhr geplant.
Das heisst: Der Sprengsatz hätte explodieren sollen, als noch Leute dort standen.
Der Urner Sicherheitsdirektor Josef Dittli spricht gegenüber BLICK von einer äusserst verwerflichen Tat: «Es wurde bewusst in Kauf genommen, dass Menschen verletzt werden.» Und unter den 2000 Gästen wäre Panik ausgebrochen.
So fliegen zum Glück nur Rasenziegel in die Luft. Bis zu 20 Meter hoch. Zurück bleibt ein Krater mit Käbelchen, Batterien und anderen verdächtigen Gegenständen (im BLICK).
Seit gestern weiss die Urner Kantonspolizei: Der Sprengsatz wurde durch einen Zeitzünder-Mechanismus zur Explosion gebracht. Gezündet wurden handelsübliche Feuerwerkskörper. Die Kapo geht davon aus, dass der Sprengsatz in den Tagen vor der Feier vergraben worden ist.
BLICK zeigte das Tatortbild dem bekannten Schweizer Sprengmeister Günter Schwarz. «Das sieht nach einer Explosion von rund 100 Gramm Sprengstoff aus», analysiert er.
Der Experte ist überzeugt: «Wären Menschen unmittelbar dabeigestanden, wären sie jetzt wohl tot.»
Beunruhigend: Ein solcher Sprengsatz ist einfach herzustellen. Besondere Vorkenntnisse brauche es kaum, sagt Sprengmeister Schwarz.
Die Bundesanwaltschaft wurde inzwischen eingeschaltet. Ein Sprecher: «Wir entscheiden nach Vorliegen der ersten Untersuchungsergebnisse, wer den Fall weiterverfolgt.»
Ein Bekennerschreiben liegt nicht vor. Haben tatsächlich Rechtsextreme den Sprengsatz gebastelt, ist das eine neue Dimension. Ähnliche Sprengstoff-Delikte trugen bisher eher die Handschrift der Linksextremen.
Lukas Füglister, Georges Wüthrich
Auf der Rütliwiese klafft ein Krater: Bevor der Sprengsatz hochging, feierten hier Leute den 1. August. foto peter gerber
Kommentar
Diese verwerfliche Tat darf nicht ungeklärt bleiben!
Da hört der Spass auf. Egal wer den Sprengsatz vom Rütli gebastelt hat, die politische Auseinandersetzung um die historische Rütli-Wiese hat eine neue Dimension erhalten.
Am 1. August um 16.18 Uhr wurde kriminelle Energie freigesetzt, die Menschenleben in Gefahr brachte. Man stelle sich vor: Eine der zahlreichen Familien mit kleinen Kindern wäre auf dem Sprengsatz gesessen.
Der Sicherheitsapparat ist gefordert. Der Kanton Uri, die Bundesanwaltschaft und der wissenschaftliche Dienst der Stadtpolizei Zürich. Eine solche verwerfliche Tat darf nicht ungeklärt bleiben.
Die Informationspolitik des Urner Sicherheitsdirektors Josef Dittli gibt Anlass zur Hoffnung. Der Innerschweizer Regierungsrat informiert offen, beschönigt nichts und scheut sich auch nicht, über die möglichen Folgen dieser geballten Ladung zu sprechen. Wer so informiert, ist auch in der Lage, die Untersuchungen voranzutreiben.