Mit der Wahl von Tobias Hirschi (Pnos) in den Stadtrat wird Rechtsextremismus in Langenthal zum Thema. Der schweizweit erste Parlamentssitz der Pnos werde politisch kaum etwas auslösen, sagen die Parteien.
Hirschi und Pascal Lüthard von der PNOS“ width=“220″ height=“165″ hspace=“10″ vspace=“10″ border=“0″ align=“right“>Es war ein ungewohntes Bild am Sonntagabend in der Eingangshalle des Langenthaler Verwaltungszentrums: Zu viert standen die Pnos-Vertreter ? dunkel und gepflegt gekleidet ? hinter den Leuten, die sich die Ergebnisse der Stadtratswahl anhörten. «Ein Sitz geht an die Pnos», sagte Stadtschreiber Daniel Steiner. Da schnellten die Arme der vier Männer in die Höhe, Überraschung und verhaltene Freude standen auf ihren Gesichtern. Wahlkampfmanager Pascal Lüthard zog den kurz geschorenen Kopf des gewählten Tobias Hirschi an seinen Hals. Emotionen für ein paar Sekunden.
Pnos war gewalttätig
«Das Telefon läuft heiss, verschiedene Medien haben sich gemeldet», sagte Tobias Hirschi gestern gegenüber dieser Zeitung. Das mediale Interesse hat seinen Grund: Erstmals schweizweit hat eine rechtsextreme Partei einen Parlamentssitz erobert.
Die Pnos ist kein unbeschriebenes Blatt. Die Gruppierung ist bekannt für nationalistische, rechtsextreme und fremdenfeindliche Forderungen und hat schon mit Demonstrationen und Gewaltanwendung für Aufsehen gesorgt ? auch in Langenthal. Zum Beispiel 2002, als die Pnos beim autonomen Kulturzentrum LaKuZ gewalttätig wurde und das Zentrum beschädigte. Wegen dieser Vorfälle stehen morgen Mittwoch zwei Beteiligte vor Gericht. Und 2004 störte sie mit ihrer Demonstration die 1.-Mai-Feier in der Stadt.
Sitz mit Wahlglück
Wie war es überhaupt möglich, dass diese kleine Gruppierung von rechts aussen die Hürde für einen Langenthaler Stadtratssitz nehmen konnte? Für den Wahlerfolg der PNOS gibt es mehrere Gründe:Stimmbeteiligung: Diese war in Langenthal mit 35,4 Prozent tief, was Wahlerfolge für Kleinparteien begünstigt.Restmandat: Tobias Hirschi ist knapp gewählt worden. Er erreichte 415 Stimmen, davon viele Doppelstimmen. Den Sitz erlangte die Pnos-Liste durch ein Restmandat.Panaschierstimmen: Hirschi erhielt nicht weniger als 149 Stimmen von der SVP-Liste.
Fragt sich, ob sich der Pnos-Vertreter einer Fraktion anschliessen kann. Am ehesten scheint es bei der SVP möglich, die mit ihren Panaschierstimmen die Wahl Hirschis erst ermöglicht hat. Doch ihr Präsident winkt ab. «Es gibt keine Annäherung und keine Zusammenarbeit mit der Pnos», macht Roland Christen deutlich. Eine Einbindung Hirschis in die SVP-Fraktion komme nicht in Frage. «Er ist gewählt, das ist Demokratie», sagt Präsident Christen, «aber jetzt müssen wir dafür sorgen, dass er im Stadtrat isoliert bleibt.»
Schlecht fürs Stadtimage
Politisch wird Tobias Hirschi also kaum viel bewegen können, es sei denn, er bringt Vorschläge, die eine Mehrheit im Rat finden. Ganz anders ist die Wirkung der Wahl für das Image der Stadt. Denn Langenthal galt in den Achtzigerjahren als Hochburg rechtsradikaler Kreise. Rund zehn Jahre lang blieb es diesbezüglich aber still. Erst nach 2000 kam es zu einigen Vorfällen mit rechtsextremen Demonstranten, Sachbeschädigungen und Prügeleien.
Mit dem Einzug der Pnos in den Stadtrat steht Langenthal jetzt wieder im nationalen Rampenlicht. «Fürs Image ist es nicht positiv», gesteht Stadtpräsident Hans-Jürg Käser (FDP). «Doch Langenthal ist keine rechtsextreme Hochburg. Die Pnos hat keine Wirkung in der Stadt.» Er habe keine Probleme damit, dass Tobias Hirschi im Stadtrat sitze, gibt Käser zu Protokoll, «problematisch ist es, wenn politische Überzeugungen mit Fäusten auf der Strasse ausgetragen werden».Und Käser weist darauf hin, dass es im Stadtrat ein Gegenbeispiel zur Pnos gebe: «Es wurde in der SP nämlich auch eine kürzlich eingebürgerte Türkin neu gewählt.»