Tages-Anzeiger.
Am Montag, 24. Januar, ist im «Tages-Anzeiger» ein Porträt über die Stadtratskandidatin Sonja Rueff-Frenkel (FDP) erschienen. Der Text hat bei Leserinnen und Lesern heftige Kritik und Unverständnis ausgelöst.
Im Artikel wurden ungewollt antisemitische Klischees bedient. In dem Porträt nehmen ausserdem die Rolle von Frau Rueff-Frenkels Religion und ihr Privatleben zu viel Raum ein, insbesondere im Vergleich zu Artikeln über andere Kandidatinnen und Kandidaten. Die dargebotenen Informationen weisen stellenweise zu wenig Relevanz zur Stadtratskandidatur von Frau Rueff-Frenkel auf. Dass somit unbeabsichtigt Vorurteile in der Berichterstattung über Minderheiten und Frauen verstärkt statt demontiert werden, tut uns aufrichtig leid. Wir bedauern den Schaden, der mit der Veröffentlichung möglicherweise entstanden ist.
Sonja Rueff-Frenkel ist eine Kantonsrätin mit mehrjähriger Erfahrung und einem anerkannten Leistungsausweis, unter anderem ist sie Vizepräsidentin der Frauenzentrale und Vorstand der Behindertenkonferenz Kanton Zürich. In unserer Berichterstattung ist uns wichtig, eine kritische Einordnung der Arbeit von Politikerinnen und Politikern vorzunehmen und diverse Positionen abzubilden. Diese Einordnung ihrer politischen Arbeit ist nicht in jeder Hinsicht gelungen.
In diesem Fall haben wir unsere Qualitätsstandards nicht eingehalten, und die Kontrollinstanzen, die diese sicherstellen, haben nicht funktioniert. Wir ziehen daraus unsere Lehren, damit das ein Einzelfall bleibt. Für die Publikation des Artikels und die dadurch verletzten Gefühle möchten wir uns entschuldigen.
Weder Antisemitismus noch die unfaire Behandlung von Frauen haben im «Tages-Anzeiger» Platz. Auch dann nicht, wenn es – wie in diesem Fall – unbeabsichtigt geschieht.
Arthur Rutishauser und Priska Amstutz