VON MARTIN REICHLIN UND BEAT KRAUSHAAR
RÜTLI UR. Sie recken den Arm zum Hitler-Gruss, ihre Köpfe sind kahlrasiert. Und auf ihren T-Shirts tragen sie Nazi-Symbole, die im Ausland längst verboten sind. BLICK sagt, wer die braune Horde vom Rütli ist.
Die rechtsextreme Szene in der Schweiz besteht aus vielen kleinen Gruppierungen. Sie hat rund 1000 Mitglieder, zu denen sich weitere 800 Mitläufer und Sympathisanten gesellen.
Die wichtigsten Gruppierungen sind (Quelle Staatsschutzbericht 2004):
· Partei National Orientierter Schweizer (Pnos): Sie ist der politische Arm der Rechtsextremen. Gegründet wurde sie nach der ersten Schande vom Rütli am 1. August 2000. Die Pnos hat rund 100 bis 130 Mitglieder, sie finanziert sich vor allem über Mitgliederbeiträge (180 Fr. pro Jahr). In Langenthal BE wurde ein Pnos-Aktivist ins Stadtparlament gewählt und in Günsberg SO in den Gemeinderat. Die Pnos gilt als Drahtzieherin hinter dem diesjährigen braunen Marsch aufs Rütli.
· Blood & Honour: Wurde 1998 als Ableger einer internationalen Bewegung gegründet, die rassistisches und ultranationales Gedankengut verbreitet. Handelt mit rechtsextremen Schriften und CDs von rechtsextremen Bands. Blood & Honour hat in mehreren Schweizer Kantonen Sektionen. Die Zahl der Mitglieder ist nicht bekannt.
· Schweizer Hammerskins: 1990 in Luzern gegründet. Als wichtigste Schweizer Skinheads-Organisation sind sie eine Art Dachorganisation mit elitärem Führungsanspruch. Organisieren Neonazi-Partys und -Konzerte. Die Hammerskins sind vor allem in den Kantonen Luzern, Aargau und Thurgau stark, wo sie mehrere Dutzend Mitglieder haben. Sie pflegen Kontakte zu Neonazis in halb Europa.
· Nationale Ausserparlamentarische Opposition (Napo): Gegründet wurde sie vom Holocaust-Leugner und Rechtsextremisten Bernhard Schaub (51). Die Napo ist ein Zusammenschluss verschiedener Gruppierungen aus dem rechtsextremen Umfeld. Sie ist in einzelne Zellen gegliedert, die unabhängig voneinander operieren. Ihren letzten grossen Auftritt hatte die Napo am diesjährigen 1. Mai, als Schaub vor rund 100 Anhängern ungehindert seine Hass-Tiraden abfeuern konnte.
Allgemein gilt für die braune Horde: Ihre Anhänger werden immer jünger.
Nach ihrem Aufmarsch auf der Rütli-Wiese zogen die Rechtsextremen durch Brunnen SZ und forderten: Ausländer raus!
Die Symbole der rechten Glatzköpfe
«Wir müssen den Fortbestand unseres Volkes und die Zukunft unserer weissen Kinder sichern.» Zitat des amerikanischen Rechtsterroristen und Rassisten David Eden Lane (66). Heute internationales Glaubensbekenntnis der gewaltbereiten Rassisten. Häufig abgekürzt mit «14», für die 14 Worte des Satzes. |
Um Verbote von Parolen oder Namen zu umgehen, benutzen Rechtsextreme gerne Zahlencodes. Dabei werden Anfangsbuchstaben ersetzt durch die Stelle im Alphabet, an welcher der Buchstabe steht, z. B. 8 für H. «88» oder «H8» heisst also «HH» und bedeutet «Heil Hitler». «H8machine» ist eine rechtsextreme Band aus den USA. |
«Unsere Ehre heisst Treue» war das Motto der mörderischen SS im Dritten Reich. Das hält eine Gruppe selbsternannter «Patrioten» jedoch nicht davon ab, sich auf diesen Wahlspruch zu berufen und unter dem Motto «Ehre, Treue, Vaterland» gegen eine Öffnung der Schweiz mobil zu machen. |
«Masterrace» (Herrenrasse) ist eine beliebte Bekleidungsmarke bei Rechtsextremen. Der Begriff «Herrenrasse» stammt aus dem 19. Jahrhundert und drückt aus, dass die «nordische Rasse» allen anderen Kulturen körperlich wie geistig überlegen sei. Nur die «Arier» seien zur Herrschaft berufen. |
Abkürzung für die Parole der rassistischen «White Power»-Bewegung: «Racial Holy War» (Heiliger Krieg für die Erhaltung der Rasse). RAHOWA nennt sich auch die Skinhead-Band des Amerikaners George Burdi, die durch besonders militante und rassistische Texte auffällt. |
«Blood and Honour» (Blut und Ehre) gehören wie die «Hammerskins» zur rechtsextremen Skinheadbewegung. Ziel der Bewegung ist die ideologische Beeinflussung der Skinhead- Szene über die Musik. Die dreiarmige keltische «Triskele» wurde vom Ku-Klux-Klan und von Rassisten in Südafrika benutzt. |
Der Totenkopf am Kragen war das Markenzeichen der Waffen-SS in Nazi-Deutschland. Darunter zu sehen: das «Eiserne Kreuz». Ursprünglich ein Orden im preussischen Deutschland wurde die Auszeichnung, mit einem Hakenkreuz versehen, letztmals im 3. Reich vergeben. |
Die «Helvetische Jugend» wurde Mitte 2004 gegründet und ist in den Regionen Oberaargau, Luzerner Hinterland, Wiggertal und angrenzendem Aargau aktiv. Zu ihren Zielen gehört, «der Multikultur ein Ende zu setzen». «HJ» steht auch für «Hitlerjugend», die Nachwuchsorganisation der Nazis. |
«Partei national orientierter Schweizer» (Pnos). Kurz nach dem ersten Neonazi-Aufmarsch auf dem Rütli im Jahre 2000 gegründet. Ihre Wurzeln hat die Pnos bei der gewalttätigen Skinhead-Bewegung «Blood and Honour». |