Wer gehört der Gruppierung an?

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Die Mitglieder stehen weitgehend der Skinhead-Bewegung nahe oder sind noch Teil davon. Der Grossteil ist männlich und stammt aus ländlichen oder kleinstädtischen Gebieten. In Walkringen war vielleicht gegen einen Viertel der Anwesenden weiblich. Auch in kleineren Städten, wie beispielsweise in Burgdorf, hat die rechte Szene ihre Anhänger, die beruflich oft grobe Handwerke ausüben und meist unter 30 Jahre alt sind.

Dann wurde ein Dorf wie Walkringen nicht überraschend ausgewählt.
Absolut nicht. Ebenfalls üblich ist, dass der Besammlungs- und Versammlungsort nicht identisch sind. Dass man also einen Bahnhof oder eine Autobahnraststätte als Treffpunkt bezeichnet, von wo die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann an den eigentlichen Ort der Verstaltung weiter gewiesen werden.

Die Fahne der pnos zeigt ein weisses Kreuz auf rotem Grund, welches bis zum Rand verläuft. In der Mitte ist ein Morgenstern zu sehen. Was bedeutet dieses Wappen?
Die Fahne zeigt das alte langschenklige Schweizer Kreuz, welches zur Zeit der Alten Eidgenossenschaft, also vor der Französischen Revolution, verwendet wurde. Das zeigt den zentralen politischen Willen. Die Rechtsextremisten lehnen die Ideale «Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit» ab. Vor allem die Gleichheit der Menschen anerkennen sie nicht. Der Morgenstern als Waffe der alten Eidgenossen unterstreicht diese Aussage.

Wie viele Mitglieder zählt die pnos?
Die pnos behauptet, sie hätte eine Anzahl Mitglieder im dreistelligen Bereich. Ich bezweifle, dass es überhaupt 100 sind. Wenn sie wirklich über 100 Mitglieder hätte, so wäre sie allerdings die grösste rechtsextreme Organisation in der Schweiz seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Patriotische Front hatte einst rund 70 Mitglieder.

Zum Kreise der pnos wird auch der Holocaustleugner Bernhard Schaub gezählt. Was ist seine Rolle?
Ich denke, Schaub ist zur Zeit die ideologische, führende Figur der gesamten rechtsextremen Bewegung der Schweiz. Offiziell ist er nicht meht in der pnos, sondern leitet die NAPO (Nationale ausserparlamentarische Organisation). Eine Organisation, die erstmals im vergangenen Winter in Erscheinung trat.

Wie arbeiten die pnos und die NAPO zusammen?
Auf der einen Seite gibt es die «brave» Partei (pnos), die an der institutionellen Politik wie beispielsweise an Wahlen teilnimmt. Auf der anderen Seite steht die Bewegung (NAPO), die Aktionen wie Demonstrationen und Flugblatt-Kampagnen organisiert, wie dies die NAPO in ihren Leitsätzen umschreibt.

Wie stark ist die rechtsextreme Szene im Emmental und Entlebuch?
Ich weiss, dass es unter anderem Flugblattaktionen gab. Sicher ist, dass die rechte Szene in diesem Gebiet durchaus Anhänger hat. Wie viele Leute es genau sind, kann ich nicht sagen.

Warum arbeitet die rechte Szene meist im Untergrund?
Rechtsextreme Gruppen haben ein Problem: Sie finden kaum fähige Leute, die in der Öffentlichkeit auftreten wollen. Diejengen, die sich trauen, halten dem Druck meist nur kurz Stand. Aus diesem Grund läuft vieles hinter gezogenem Vorhang ab. Auch die Presse ist meist nicht erwünscht. Aber die Personen, die dort mitmachen, wissen was sie tun; sie sind nicht Verführte ? wie sie das gelegentlich weismachen wollen ? sondern Überzeugungstäter.

Beim Parteitreffen am 9. August hat die Antifa (Anti-Faschisten) die pnos-Mitglieder aktiv bekämpft.
Es ist nicht verwunderlich, dass die Antifa aufgetaucht ist; zumal die Zusammenkunft im Raum Bern stattgefunden hat. Die Berner Antifa arbeitet, was die Ermittlungsarbeit betrifft, sehr gut.

Am Parteitag sprach gemäss Angaben der pnos John Bürgel von der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). Wie arbeiten die Rechtsextremisten zusammen?
Bürgel ist eine in der Schweiz wie in Deutschland unbekannte Person. Dies, obwohl er scheinbar die Grüsse des NPD-Chefs Udo Voigt überbrachte. Bernhard Schaub hingegen tritt immer wieder an NPD-Veranstaltungen auf. Im Frühling machte er eine Vortragstournee durch Bayern und im Herbst sind Auftritte im Bundesland Sachsen geplant.

Im Kanton Aargau stellt die pnos einen Nationalratskandidaten. Ist die rechte Szene im Aufwind?Die Neonazi- und insbesondere die Naziskin-Szene stagniert seit dem Mord an Michael von Allmen, Interlaken, was die Zahl der Anhänger betrifft. Die Strukturen aber haben sich verfestigt. Sie haben mehr Leute, welche die Bewegung tragen können. Die Nationalratskandidatur ist ein Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen. Nur werden sie wenig erfolgreich sein. Ich wette, sie werden nicht einmal ein Prozent der Stimmen holen.

Und in Zukunft?
Heute muss man davon ausgehen, dass bis in absehbarer Zeit rechtsextreme Gruppen Teil der Schweizer Gesellschaft bleiben. Sie werden versuchen, entweder im kulturellen Bereich (Konzerte, Vorträge, …) oder in der institutionellen Politik tätig zu sein. Früher sind rechtsextremistische Gruppen meist nach kurzer Zeit wieder zusammengebrochen. Das gilt heute nicht mehr. Die pnos existiert jetzt schon drei Jahre. Aber die Rechtsextremisten werden politisch nie von Bedeutung sein, hingegen eine Gefahr für missliebige Personen (Asylbewerber, Menschen nicht europäischer Herkunft, Juden, junge Linke und Punks).

Sörenberg: Skin-Konzert

zue. In Sörenberg trafen sich am 2. August laut der Luzerner Kantonspolizei rund 200 Personen aus der rechten Szene zu einem Skin-Konzert namens «Sommerfest». Neben drei ausländischen Gruppen traten auch zwei aus der Schweiz auf: «Erbarmungslos» aus dem Kanton Thurgau und «Dissens» aus dem Kanton Luzern. Beide Gruppen zählen sich zu den Hammerskins (Weisse rassistische Bruderschaft), die sich ihrerseits als Elite der Skinbewegung versteht. Die englische Bezeichnung «Hammer» tauchte erstmals in den Zwanzigerjahren auf. In den Achtzigerjahren flammte die Bewegung in Amerika wieder auf, und gelangte über die Schweiz nach Europa.

Im Vergleich zum Konzert in Affoltern am Albis (2002), an dem 1200 Menschen teilnahmen, sei die Veranstaltung in Sörenberg zwar kleiner, aber dennoch beachtlich, sagt Stutz. Die Schweiz gelte in deutschen Kreisen als «Konzert-Paradies», weil die Polizei an den Konzerten oft gar nicht erst auftauche. Die offizielle Begründung der Polizei laute: Private Veranstaltung, so Stutz.

Hans Stutz

zue. Hans Stutz ist freischaffender Journalist und Chefredaktor des Schweizerischen Medienmagazins «Klartext». Er gilt als Kenner der rechtsextremen Szene der Schweiz. Er beschäftigt sich seit 1989 intensiv mit zeitgenössischem Rechtextremismus. Als Motivation für seine Arbeit nennt er den Abscheu über den Nationalsozialismus und die Überzeugung, dass die Grundwerte der Aufklärung und der Französischen Revolution kompromisslos verteidigt werden müssen. Seit 2000 hat Hans Stutz als Parteiloser auf der Liste des Grünen Bündnisses einen Sitz im Grossen Stadtrat in Luzern inne.