Die Junge SVP will prüfen, ob einige ihrer Mitglieder am Neonazi-Aufmarsch vom Sonntag dabei gewesen waren. Den Aufmarsch verurteilt die Präsidentin ebenso, wie dies die anderen Glarner Parteien in einer Mitteilung tun.
Glarus/Näfels. – Ein Augenzeuge des Neonazi-Aufmarsches vom Sonntag in Näfels berichtet gegenüber der «Südostschweiz», dass daran auch Glarner Jung-SVP-ler teilgenommen hätten. Ein Teilnehmer habe ihm gegenüber früher einmal seine Mitgliedschaft in der Jungen SVP bestätigt. Es sei kein Vorstandsmitglied, aber auch keine Karteileiche, sondern ein aktiver Helfer an Standaktionen. Auch ein zweiter soll möglicherweise dabei gewesen sein. Beide Personen seien sehr jung.
«Wir verurteilen die Teilnahme»
Stefanie Mark, die Präsidentin der Glarner Jung-SVP, nimmt die Anschuldigungen ernst. Man sei bereits dabei, Abklärungen zu treffen. Falls die Anschuldigungen zuträfen, müssten die fraglichen Mitglieder mit Konsequenzen rechnen. «Wir verurteilen die Teilnahme am Aufmarsch aufs Schärfste, vor allem den Hitlergruss», erklärt Mark.
Der Präsident der Mutterpartei, Peter Rothlin, wollte zur Jung-SVP nicht Stellung nehmen.
«Lehnen diese Weltsicht ab»
Jedoch verurteilt seine Partei zusammen mit den Vorständen der CVP, der FDP, der Grünen und der SP sowie der jungen CVP, den Jungfreisinnigen, der jungen Grünen und der Juso «solche Auftritte» wie beim Schlachtdenkmal in Näfels. Die Parteien lehnen die zugrunde liegende Weltsicht «unmissverständlich» ab, wie sie in einer Mitteilung schreiben:
«Es gibt keine Nation, keine Rasse, keine Menschengruppe, die besser oder gar reiner ist als andere», schreiben die Parteien. Gewalt gegen Andersdenkende, Anderslebende, Andersaussehende sei mit keiner Begründung zu rechtfertigen.
Neben der Distanzierung «von der verzerrten Sicht der Realität» müsse auch Ursachenforschung betrieben werden, heisst es in der Mitteilung. «Was bringt Menschen in unserer Gesellschaft dazu zu behaupten, sie seien reiner und besser als alle anderen? Wie kommen junge Leute dazu, einem Rassismus und einer Ideologie zu frönen, die im letzten Jahrhundert das menschenverachtende nationalsozialistische System möglich machten?», fragen sie sich.
Und weiter: «Was für soziale, kulturelle und persönliche Unsicherheiten führen dazu, dass sie so dringend einer ‚reinen‘ Schweiz bedürfen? Was für Defizite lassen die Provokation mit verpönten Parolen als einziges Mittel erscheinen, Aufmerksamkeit zu erlangen?»
«Seien wir wachsam»
Im Umgang mit diesen extremen Verhaltensweisen «sollten wir uns auf unsere eigenen Werte besinnen», so die Parteien einhellig. Dies seien Freiheit, Unabhängigkeit, Toleranz – «welche die Akzeptanz von Andersdenkenden miteinschliesst» – konsequente Einhaltung der Prinzipien der Rechtstaatlichkeit und «politische Konfliktlösung in demokratischer Gesprächskultur ohne Vorurteile und Gewalt.»
Starke Menschen liessen sich weder manipulieren noch sich einseitig vereinnahmen. «Seien wir daher wachsam, sowohl unseren eigenen Einstellungen als auch gesellschaftlichen Entwicklungen gegenüber», fordern die Parteien.
Denn der Aufmarsch der Neonazis beim Schlachtdenkmal habe nicht nur in den Medien grosses Echo gefunden, sondern auch in der Öffentlichkeit für Verunsicherung gesorgt. Die spektakulären Auftritte sollten aber auch nicht überbewertet werden, heisst es.