20 Minuten vom 23.02.2011
Vier Jahre lang hat ein verurteilter Rechtsextremer an der Uni Zürich unterrichtet. Die Uni wusste nichts davon. Jetzt hat sie sich von ihm getrennt.
2007 trat der Deutsche L.* seine Stelle als Assistent am Philosophischen Seminar der Uni Zürich an. Seine Vergangenheit verschwieg er dabei geflissentlich, wie die «Zürcher Studierendenzeitung» in ihrer am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet.
1994 sprühte L., damals 18-jährig, Hakenkreuze und Parolen wie «Drogendealer ins Arbeitslager» an Hauswände. 1999 wurde er dafür in Dortmund verurteilt. L. war in der Neonaziszene Dortmunds eine Nachwuchshoffnung. Er half bei der Gründung einer Lokalsektion der Rechtsaussenpartei «Deutsche Nationalisten».
Vertrag ausgelaufen
Gegenüber der «ZS» versicherte L., noch 1994 seine Gesinnung abgelegt zu haben. Und obwohl er an der Uni Seminare über den nazifreundlichen Philosophen Martin Heidegger gab, scheint dabei gemäss Aussagen von Studenten keine rechte Gesinnung durchgedrungen zu sein.
Vergangenen Herbst kamen Mitarbeiter des Seminars hinter die Vergangenheit ihres Kollegen. Sein Vertrag mit der Uni, der Ende Jahr auslief, wurde nicht verlängert. L.s‘ Vorgesetzte, die Philosophieprofessorin Katia Saporiti, macht dafür gegenüber der «ZS» ein «gestörtes Vertrauensverhältnis» geltend. Ausserdem sei L. mit seiner Doktorarbeit nicht vorangekommen.
Bernd Roeck, Geschichtsprofessor und Dekan der philosophischen Fakultät der Uni Zürich, zeigt sich enttäuscht über die unglückliche Anstellung. Es gebe viele interessante Menschen ohne eine solche Vergangenheit, die man mit einer Assistenzstelle fördern könne, sagte er der «ZS».