Vermisster Lehrling: Polizei prüft Neonazi-Szene

Blick

BREITENBACH SO ? Ist der vermisste Lehrling Sascha Kübler (19) ein Mitläufer der rechtsextremen Szene? Für Kenner der Szene spricht vieles dafür. Die Polizei prüft jetzt die Neonazi-Spur.

Ein Experte zu BLICK: «Das T-Shirt der deutschen Rock-Band ?Böhse Onkelz? ist ein plausibler Hinweis in Richtung rechtsextrem. Diese Band ist in der Szene nach wie vor sehr beliebt.» Auch dass der Name des Vermissten im Forum einer braunen Internetseite auftaucht, weise klar in Richtung Rechtsextremismus.Für Eltern, Lehrmeister und Kollegen ist es hingegen undenkbar, dass Sascha der rechten Szene angehört. Der Experte: «Das könnte eine reine Schutzbehauptung sein.»

Ist Sascha Kübler nur ein Sympathisant oder ein Mitläufer der Szene? «Durchaus möglich», meint der Szenenkenner, «denn gerade im Schwarzbubenland sind die Rechten oft in lockeren Cliquen organisiert. Die einzige grössere, aktive Organisation in der Nordwestschweiz ist die ?Partei national orientierter Schweizer?.»

Aufgrund der BLICK-Recherchen dehnt jetzt die Polizei die Ermittlungen auch auf die rechtsextreme Szene aus.

In Sascha Küblers Zimmer fand sie bisher nichts, das auf eine Zugehörigkeit zu einer rechtsradikalen Organisation hindeuten würde.

Sascha, der laut Freunden auch schon mal «mit Ausländern rumgepöbelt» hat, war manchmal im Bistro «Europe» in Büsserach SO anzutreffen. Ein Angestellter: «Die jungen Leute beschäftigt das Verschwinden von Sascha sehr.» Der Wirt: «Von meinen Gästen gehört niemand der Neonazi-Szene an. In unserer Region ist die Gesinnung nicht brauner als sonstwo.»

Kantonspolizei war informiert Gewusst hat auch die Kantonspolizei allerhand. Nachdem sie bereits vergangene Woche aus dritter Hand über den Anlass informiert worden sei, so Jean-Pierre Eicher, Leiter der Fachstelle Staatsschutz bei der bernischen Kantonspolizei, habe die Polizei denn auch bereits im Vorfeld der Veranstaltung Ermittlungen eingeleitet. «Aus verlässlichen Quellen wussten wir, dass verschiedene namhafte Szenengänger an diesem Samstag in Worben anwesend sein werden», sagt Eicher. Soweit ihm bekannt sei, sei dies der erste Fall dieser Art, welcher der Kantonspolizei in Worben gemeldet worden war. Dennoch wollte die Polizei den Anlass nicht verhindern. Sie hatte stattdessen beschlossen, mit zwei Kontrollposten die Partygänger am Samstag an Ort und Stelle abzufangen. «Solche Anlässe sind eine gute Gelegenheit, neue Erkenntnisse über die Szene und die darin involvierten Personen zu gewinnen», sagt Eicher. Insbesondere gehe es in solchen Fällen darum, rechtsextremes Propagandamaterial, Schusswaffen, Schlagstöcke und Ähnliches sicherzustellen. Zudem seinen die anwesenden Personen kontrolliert und ihre Personalien aufgenommen worden. KeinMaterial beschlagnahmt Verdächtiges Material hat diePolizei bei den rund 50 Partygästen allerdings nicht gefunden. Die Anwesenden waren laut Angaben der Polizei zwischen 18 und 25 Jahre alt und stammten hauptsächlich aus der Region Lyss, aus Bern und Umgebung sowie aus den Kantonen Solothurn, Zürich und Thurgau. Die Polizei habe sich nach der Kontrolle, welche die Jugendlichen anstandslos über sich ergehen liessen, wieder zurückgezogen, sagt Eicher. «Die Party selber durften wir nicht betreten, denn das gehört in den Bereich der Privatsphäre.»