Ein Teilnehmer des «Anti-G8-Basiscamps» wurde am Freitag beim Bahnhof Thun angeschossen. Ein 26-jähriger Schweizer ist geständig und in Haft. Als Reaktion auf die Schiesserei gab es gestern eine unbewilligte, aber friedliche Demo.
Ganz ohne Zwischenfälle im Umfeld des «Anti-G-8-Camps» in Thun ist das Wochenende doch nicht vorbeigegangen: In der Nacht von Freitag auf Samstag ist beim Bahnhof ein Teilnehmer angeschossen worden. Der 17-Jährige erlitt einen Oberschenkeldurchschuss und wurde erst am Samstagabend ins Spital gebracht.
Zeugen sagen, dass der Jugendliche unter Schock gestanden sei und das Spital daher nicht früher aufgesucht habe. Der von den Demonstranten eingesetzte Vermittler, der anonym bleiben wollte, erklärte: «Das Opfer wurde ambulant behandelt und ist bereits wieder zu Hause.» Jürg Mosimann von der Pressestelle der Kantonspolizei ergänzte am Nachmittag auf Anfrage: «Drei Männer sind in Polizeihaft und werden verhört.»
Schütze geständig
Am Abend informierte die Kantonspolizei dann, dass ein 26-jähriger Schweizer gestanden hat, mehrere «ungezielte» Schüsse in Richtung einer Personengruppe abgegeben zu haben. Er habe sich verfolgt und bedroht gefühlt. Zwei Männer wurden auf freien Fuss gesetzt.
Als Reaktion auf den Vorfall organisierte das «Basiscamp» für Sonntagnachmittag eine spontane Demonstration: Rund 120 meist schwarz Gekleidete marschierten vom Bahnhofplatz aus unter den aufmerksamen Augen der Polizei der Aare entlang in Richtung Rex-Kreisel und über den Rathausplatz zurück zum Bahnhof. Auf einem Transparent verurteilten sie die Gewalt «von rechts». Wie die Stadt gestern per Communiqué mitteilte, war der Demozug nicht bewilligt, wurde aber toleriert.
Friedliche Aktionen
Die Demonstration verlief wie die restlichen Aktivitäten im Umfeld des dreitägigen «Camps» friedlich. Dies nicht zuletzt dank der einvernehmlichen Zusammenarbeit zwischen den linken G-8-Aktivisten und den Stadtbehörden unter der Leitung von Gemeinderat Heinz Leuenberger: «Der von den Demonstranten gestellte Vermittler verpflichtete sich, dass die Aktion friedlich ablaufe. Wir sind froh, dass sich die Beteiligten daran gehalten haben», erklärte er nach der Demo.
Gleichzeitig verurteilt der Polizeivorsteher den Vorfall von Freitagnacht: «Die Polizei wird weiterhin vehement gegen linke und rechte Gewalt einschreiten.»
Die Polizei sucht Zeugen
Die Kantonspolizei in Thun ersucht Zeugen oder Personen, die zur Schiesserei von der Nacht von Freitag auf Samstag sachdienliche Angaben machen können, sich mit ihr in Verbindung zu setzen.