Verkehren Zürcher Neonazis in Jona?

 

Zürichsee-Zeitung vom  03.03.2012

Jona. Im Februar führten etwa 50 Neonazis in Hombrechtikon einen Fackelumzug durch. Nun gehen Gerüchte um, dass einzelne Teilnehmer in einer Joner Bar verkehren. Die Polizei setzt aber gleich mehrere Fragezeichen.

 

 

Matthias Mehl

Der Fackelumzug von Neonazis in Hombrechtikon zieht weite Kreise. Die Gemeinde Hombrechtikon hat gegen die unbekannten Organisatoren Anzeige erstattet. Rund 50 Rechtsextreme sollen am 13. Februar durch das Dorf gezogen sein, um mit ihrem Marsch an die Bombardierung von Dresden 1945 zu erinnern. Und auch die Politik muss sich mittlerweile damit beschäftigen: Die Zürcher Kantonsrätinnen Mattea Meyer (SP, Winterthur) und Alma Redzic (Grüne, Zürich) fordern vom Regierungsrat Klarheit darüber, wer hinter dem Umzug steckt. Nun gibt es Gerüchte, dass ein Teil der Umzugsteilnehmer in einer Bar in Jona verkehrt. Dies schreibt die Onlineausgabe des «Tages-Anzeigers». Die Information kommt von einer Gruppe junger Leute aus Hombrechtikon. Ihnen sind Mitglieder der Neonazi-Band Amok bekannt. Zwei der Mitglieder sollen in Hombrechtikon und Umgebung wohnen.

Kein Aufsehen in Jona

Die Nachfrage bei der Joner Bar ergab: Dort verkehren tatsächlich Leute aus der rechten Szene. Doch zu Problemen komme es deswegen nicht, sie würden dort in Ruhe ihr Bier trinken und nicht weiter auffallen. Die Kapo St. Gallen sieht derzeit auch keinen Handlungsbedarf, wie Mediensprecher Hans Peter Eugster erklärt. Zuerst müsste einmal feststehen, dass die Barbesucher wirklich zu den Leuten gehören, die am Umzug in Hombrechtikon teilgenommen haben. «Da muss man schon absolut sicher sein.» Klarheit zu schaffen sei jetzt Sache der Zürcher Ermittler, welche die Anzeige gegen unbekannt bearbeiten. In der Zwischenzeit gelte die Unschuldsvermutung, betont Eugster.

Seine Zürcher Kollegen können zum Thema aber auch nicht viel sagen. Es mangle vor allem an Reaktionen aus der Bevölkerung. «Es hat ja praktisch gar niemand mitbekommen, dass da ein Fackelumzug stattgefunden hat», sagt der Mediensprecher der Zürcher Kantonspolizei, Stefan Oberlin. Die Ordnungshüter haben keinen einzigen Hinweis erhalten. Herausgekommen war die Sache nur, weil die Pendlerzeitung «20 Minuten» ein Foto des Umzugs publizierte, das dem Blatt möglicherweise aus rechtsextremen Kreisen zugespielt worden war. Auch das Gerücht, dass die Neonazis aus Hombrechtikon in Jona verkehren, kann Oberlin nicht kommentieren. Die ganze Angelegenheit mit dem Umzug, den niemand selbst gesehen hat, sei äusserst diffus. «Ich setze bei der Sache schon ein paar Fragezeichen.»