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Daniel Model muss sich in Österreich vor Gericht verantworten. Dem Schweizer werden «staatsfeindlichen Verbindungen» vorgeworfen. Der Thurgauer Unternehmer hat bei einem Pseudogerichtshof mitgewirkt. Ihm drohen nun bis zu fünf Jahre Haft.
Der Unternehmer Daniel Model (61) hat eine Aversion gegen die demokratische Gesellschaft. Der Thurgauer hat sogar einen eigenen Staat «Avalon» ausgerufen.
Nun muss er sich trotzdem ganz bürgerlich vor dem Gericht in Graz verantworten. Der Vorwurf der österreichischen Justiz: staatsfeindliche Verbindungen nach Paragraf 246.
Pseudogerichtshof will eigenes Justizsystem
Model hatte zwischen Oktober 2015 und Oktober 2017 seinen Modelhof in Müllheim TG der Organisation «International Common Law Court of Justice Vienna» (ICCJV) zur Verfügung gestellt. Der Verein ist allerdings alles andere als harmlos.
Es handelt sich um eine Art Pseudogerichtshof mit selbst ernannten Sheriffs als Helfer, der sich vom Staat lossagt und ein eigenes Justizsystem aufbauen will, schreibt das «St. Galler Tagblatt». In Österreich wird die Organisation als staatsfeindlich eingestuft.
Der Schweizer soll ICCJV nicht nur sein Zuhause zur Verfügung gestellt, sondern auch erlaubt haben, die Meldeadresse zu nutzen und dort Veranstaltungen abzuhalten. Nach Angaben der Grazer Richterin am Straflandesgericht, Barbara Schwarz, soll er auch als Friedensrichter fungiert und massgeblich zum Aufbau der Organisation beigetragen haben. Hinzu kommt eine Goldspende im Wert von 150’000 Euro.
Bis zu fünf Jahre Haft
Auch im Thurgauer Amtsblatt vom 10. Juni 2016 kann man über die Verbindungen zwischen Model und dem ICCJV lesen. Der Modelhof ist dort als Adresse für den Verein «International Intelligence Agency IIA» erfasst. Diese Organisation ist laut Barbara Schwarz «verantwortlich für geheimdienstliche Ermittlungen und Informationsbeschaffung». Ihr Präsident ist Marcus Steiner, Vize ist Wolfgang Empacher. Diese beiden sind auch als Gründungsmitglieder von ICCJV bekannt. Die Männer sassen bereits in Österreich hinter Gittern. Neben IIA sind noch weitere Vereine unter der Adresse in Müllheim aufgeführt. Sie allesamt würden laut der Grazer Richterin dem ICCJV-Gerichtshof zuarbeiten.
Model soll also das «Verbrechen der staatsfeindlichen Verbindung» begangen haben. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft. Der Prozess fand diese Woche am Dienstag und Mittwoch statt. Weitere Prozesstage sollen folgen.
Mittlerweile stellt der Thurgauer dem ICCJV sein Anwesen nicht mehr zur Verfügung. Dies, wegen eines Streits unter den Initianten. «Ich musste zur Kenntnis nehmen, dass persönliche Interessen wichtiger wurden als die übergeordnete Zielsetzung», sagte er dem «Tages-Anzeiger» im Oktober 2018.
Mikronation Avalon
Zu reden gab Daniel Model bisher wegen seines eigenen Staats «Avalon», den er 2006 gründete. Er hatte diese Mikronation auf einem Schiff in den vermeintlich ausserstaatlichen Gewässern des Bodensees ausgerufen.
«Avalon» sei elitär und man müsse eine Eintrittsprüfung bestehen, erzählte er einst dem «Bund». In seinem Reich gebe es auch eine eigene Währung: Mit den Avalon-Münzen, glaubt er, gegen einen möglichen Zusammenbruch des Schweizer Frankens gewappnet zu sein. 2012 baute sich der Unternehmer dann sein eigenes Reich in Müllheim. Der Modelhof dient seither als «Regierungssitz» von Avalon.
Model ist übrigens nicht der einzige Schweizer, der sich ein eigenes Imperium aufgebaut hat. Auch Jonas Lauwiner (27) träumt vom eigenen Reich und krönte sich selber zum König seiner Ländereien. Und in Schöftland AG besitzt Künstler Bruno Schlatter (56) ein 2100-Quadratmeter-Grundstück, das er Noseland nennt. (man)