Ein beträchtlicher Teil der Schweizer Jugendlichen ist fremdenfeindlich eingestellt, sagt die Forschung. Auch in der Region bestehe das Problem. Vor Ort sieht man das allerdings anders.
Matthias Mehl
Die Forschung malt ein düsteres Bild der heutigen Schweizer Jugend. Ein grosser Teil von ihnen habe nämlich rassistische Einstellungen, wie es im Abschlussbericht des Nationalen Forschungsprogramms «Rechtsextremismus und Gegenmassnahmen» heisst. Dieser wurde vor kurzem fertig gestellt. Dass Rechtsextremismus auch in der Region ein Thema ist, weiss Miryam Eser von der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz. «Kantone wie Schwyz sowie das angrenzende sankt-gallische Linthgebiet sind in Sachen Rechtsextremismus problematische Gebiete», sagt Eser.
Sie weiss, wovon sie spricht. Bereits 2004 führte sie zusammen mit anderen Fachleuten eine Befragung an der Berufsschule Pfäffikon durch (siehe Kasten). Dort hatte der Rechtsextremismus in den Vorjahren ein akutes Problem dargestellt, so dass man Gegenmassnahmen ergreifen musste. «Diese Ballung hat damit zu tun, dass die Schule ein grosses, ländlich geprägtes Einzugsgebiet hat und dadurch einige Berufsgruppen stark vom Rechtsextremismus geprägt waren», erklärt Eser.
Vernetzung ist unerlässlich
Laut Miryam Eser kann Rechtsextremismus innerhalb einer Gemeinde bekämpft werden, indem sich Institutionen wie Polizei, Schulen und Jugendarbeit vernetzen und so einen Schulterschluss erzeugen. «Zusammen können sie Rechtsextreme von mehreren Stellen aus angehen und gemeinsam Massnahmen ergreifen.» Dies habe man an der Berufsschule Pfäffikon damals allerdings nur bedingt umgesetzt. Das aufgebaute Netzwerk sei nicht aufrechterhalten worden. «Als die Probleme etwas abgeklungen waren, wurde die Zusammenarbeit einfach eingestellt.»
Diese Aussage will Stefan Zehnder so nicht stehen lassen. Der Rektor des Berufsbildungszentrums Pfäffikon, wie die Berufsschule seit 2006 heisst, trat sein Amt zwar erst an, nachdem die Befragung durchgeführt wurde, er sagt aber klar: «Seit Jahren pflegen wir einen engen Kontakt mit anderen Instanzen wie etwa der Polizei, Gemeindebehörden sowie anderen Berufsschulen.» Besonders wenn es um Jugend und Gewalt gehe, sei eine enge Zusammenarbeit nötig. Probleme mit rechtsextremen Schülern habe die Berufsschule aber kaum noch. «Zwar gibt es vereinzelte Schüler mit extremer Haltung, was sich bei einer Gesamtschülerzahl von 1200 nicht vermeiden lässt.» Die auffälligen Schüler seien aber nicht in Gruppen unterwegs, sondern auf einzelne Klassen verteilt, sagt Zehnder. Darauf achte man genau. «Wir gehen mit offenen Augen durchs Schulhaus.» Wenn es zu Spannungen kommt, würden die Probleme direkt in der Klasse ausdiskutiert, zusammen mit den Lehrern. Das scheint zu funktionieren: «In den letzten Jahren hatten wir zum Glück kaum Probleme mit extremen Schülern», sagt Zehnder.
Schwyzer Szene ist im Schnitt
Die Polizei beurteilt die Lage ähnlich. Man habe stets eng mit den Schulen zusammengearbeitet und werde dies auch künftig tun, sagt der Sachbearbeiter Information der Kantonspolizei Schwyz, David Mynall. Und dies nicht nur in Pfäffikon, sondern in allen Gemeinden. Dass die Lage im Kanton in Sachen Rechtsextremismus «problematisch» sei, hält Mynall für übertrieben. «Wir haben zwar eine rechtsextreme Szene, diese ist aber nicht grösser als in anderen Kantonen und verhält sich nicht aggressiver.» Auch Othmar Bürgi, Sozialarbeiter beim Sozialzentrum Höfe, ortet in der Region keine rechtsextremen Strömungen. «Wir sehen es daran, dass in den letzten fünf Jahren in den Höfen keinerlei Übergriffe auf Wohnanlagen von Asylsuchenden verübt wurden.»
Studie in Pfäffikon
Die Ergebnisse der Befragung in Pfäffikon und 9 weiteren Gemeinden wurden in der Broschüre «Rechtsextremismus bekämpfen: wirksame Massnahmen und griffige Arbeitsinstrumente für Gemeinden» publiziert. Die Studie ist ein wichtiges Element des eben beendeten Nationalen Forschungsprogramms «Rechtsextremismus und Gegenmassnahmen».