Zürichsee-Zeitung: Hombrechtikon In Hombrechtikon kam es am Donnerstag zu einer Kundgebung mit 50 bis 80 Teilnehmern, die zum Teil vermummt waren. Der Gemeinderat will Anzeige einreichen wegen Sachbeschädigungen und unerlaubtem Demonstrieren.
In Hombrechtikon haben am Donnerstagabend 50 bis 80 Personen der Antifaschistischen Aktionsfront protestiert. Der Aufmarsch mit zum Teil vermummten Teilnehmern war nicht bewilligt. Die Antifaschistische Aktionsfront schreibt in einer Mitteilung, Hombrechtikon sei für die Kundgebung gegen Faschismus, Rassismus und Antisemitismus ausgewählt worden, weil das Neonazi-Netzwerk Blood & Honour Zürich und dessen Aktivisten im Dorf verankert seien.
Einige Unklarheiten
Auf einer von den Organisatoren der Demonstration genutzten Internetseite sind Fotos von vermummten Personen aufgeschaltet, die mit Transparenten durch Hombrechtikon marschieren. Laut einem Bericht auf der Website kam es im Laufe der Demonstration zu einer Konfrontation: Einige Rechtsextreme hätten sich am Ende des Umzugs aufgestellt und den Hitlergruss gezeigt. Die Neonazis seien jedoch «in die Flucht geschlagen» worden. Ob dies den Tatsachen entspricht, ist unklar. Die Kantonspolizei Zürich bestätigt auf Anfrage lediglich, dass «eine unbewilligte Kundgebung» stattfand, und gibt an, Ausschreitungen verhindert zu haben. Zu den genauen Vorkommnissen will Mediensprecher Daniel Schnyder keine Stellung nehmen «Wir stehen in Kontakt mit der Gemeinde», sagt er lediglich, «die Ermittlungen laufen.»
«In aller Schärfe»
Der Hombrechtiker Gemeinderat verurteilt den Vorfall scharf und will Anzeige gegen die Organisation und die Teilnehmer einreichen. Die Demo habe widerrechtlich stattgefunden. Zudem habe es Sachbeschädigungen gegeben. Die Gemeinde Hombrechtikon sei bereits zum zweiten Mal als «Kundgebungsplattform einer extremistischen Bewegung missbraucht worden», schreibt der Gemeinderat. Dies sei in der Vergangenheit nicht geduldet worden und werde auch in Zukunft nicht geduldet. Alle Gemeinderatsmitglieder distanzierten sich «in aller Schärfe und unmissverständlich gegen jedwelche Form von Extremismus».
Im Februar 2012 hatte in Hombrechtikon ein – ebenfalls nicht bewilligter – Fackelzug von Rechtsextremen für Schlagzeilen gesorgt. Auch damals hatte der Gemeinderat Anzeige gegen unbekannt eingereicht. Der Neonaziaufmarsch beschäftigte in der Folge auch den Zürcher Regierungsrat: In einer Anfrage wollten mehrere Kantonsräte wissen, wer hinter dem Fackelzug steckt und wie Kundgebungen wie diese künftig verhindert werden sollen.
Nachdem es länger ruhig war, geriet Hombrechtikon kürzlich wieder wegen Rechtsextremer in die Schlagzeilen: Anfang Juli attackierte eine Gruppe im Rahmen eines Polterabends einen orthodoxen Juden in Zürich. Beim Rädelsführer soll es sich um Kevin G., einen bekannten Hombrechtiker Nazi und Sänger der Rechtsrockband Amok gehandelt haben.
Auch in Schönenberg aktiv
Mit der Gruppe spielte er am 1. August in Schönenberg an einem Neonazikonzert. Dieses fand auf einem privaten Firmengelände statt. Damals beliessen es «antifaschistische Aktivisten aus dem Raum Zürich» im Nachgang bei einem Flugblatt. Nun gaben sie an, sich Hombrechtikon nicht zuletzt wegen Kevin G. als Demonstrationsort ausgesucht zu haben. Kevin G. wohnt zwar gemäss der Hombrechtiker Gemeindeverwaltung seit kurzem in Rüti, ist aber im Dorf aufgewachsen und dort bestens bekannt.
die Polizei ermittelt
«Wir konnten Ausschreitungen verhindern», sagt Daniel Schnyder, Mediensprecher der Kantonspolizei Zürich. Er bestätigt, dass am Donnerstagabend in Hombrechtikon eine «Kundgebung» mit rund 50 bis 80 Teilnehmern stattfand, die teilweise vermummt waren.
«Wir stehen in Kontakt mit der Gemeinde», sagt Daniel Schnyder, «die Ermittlungen laufen.»
Von «vermummten Antifaschisten, die gegen Rassismus protestierten», schreibt der Hombrechtiker Gemeinderat in einer Mitteilung. Die Demo habe widerrechtlich stattgefunden. Zudem habe es Sachbeschädigungen gegeben. Die Gemeinde will Anzeige gegen die Organisation und die Teilnehmer einreichen. Zum zweiten Mal sei Hombrechtikon «von einer extremistischen Bewegung missbraucht» worden. Man habe und werde dies nie dulden: «Alle Gemeinderatsmitglieder distanzieren sich in aller Schärfe und unmissverständlich von jedwelcher Form von Extremismus.» fsp