St. Galler Tagblatt.
Das Thema des Umzugs in Aadorf lautete „Multikulti“. So weit, so gewöhnlich, wäre eine Gruppe nicht unter dem Motto „Asylparadies Schweiz“ durchs Dorf gezogen. Besonders ein Sujet stösst auf Kritik.
Klamauk und Satire gehören zur Fasnacht, so auch am Umzug in Aadorf. Trotzdem ist am Sonntag eine der Gruppen besonders aufgefallen: Während der Umzug unter dem Thema „Multikulti“ stand, zogen die Hülsnerbuben aus Dietschwil unter dem Motto „Asylparadies Schweiz“ durchs Dorf. Den Eingang zum Wagen hatte die Gruppe mit „Asylbar“ und „Einwanderungsbehörde“ beschriftet. Am Wagen hingen zudem bemalte Blachen. Auf einer war ein sinkendes Boot abgebildet. Daneben die schwarzen Hände von Personen, die im Meer versinken. Eine weitere Blache zeigte ein Smartphone, beschriftet mit „gratis Handy“.
Gemeindepräsident nennt Bild „geschmacklos“
Das Bild mit den in den Fluten versinkenden Händen sei geschmacklos, sagt Roman Habrik. Er ist Gemeindepräsident von Kirchberg, der Gemeinde, zu der auch Dietschwil gehört. „Ich kannte die Hülsnerbuben bisher nicht, werde aber nun mit den Verantwortlichen das Gespräch suchen.“ Ob sie einen Wagen zulassen, sei jedoch grundsätzlich an den Verantwortlichen des Umzugs.
Diese möchten zum Motto der Hülsnerbuben keine Stellung nehmen. Der Verein, der den Umzug in Aadorf organisiert, sei für die Sicherheit der Teilnehmer und des Publikums verantwortlich, teilt der Verein mit. Nicht für einzelne Wagen oder Mottos. „Wir möchten deshalb zur Sache nichts sagen.“
Gesponsert wurde der Wagen der Hülsnerbuben offenbar vom Restaurant Eintracht in Kirchberg, denn eine gelbe Blache des Restaurants zierte die Rückseite des Wagens. Auf das Motto der Gruppe angesprochen, zeigt sich Wirt Bruno Metzger sehr überrascht. „Ich kenne die Jungs. Das sind liebe und tolle Leute.“ Deshalb sponsere er den Wagen auch seit etwa fünf Jahren. „Bis jetzt hatten sie immer lustige Mottos. Aber vom diesjährigen wusste ich nichts.“ Mit solchen politischen Aktionen möchte Metzger nichts zu tun haben. Er distanziere sich klar davon. „Ich werde den Jungs die Blache heute noch abnehmen.“
T. H.* ist der Präsident der Hülsnerbuben Dietschwil. Auf die Idee für das Motto seien sie wegen der vielen Berichte über Flüchtlinge gekommen. „Wir meinen das Ganze satirisch und sind weder rechtsradikal noch radikal.“ Die Hülsnerbuben seien eine Gruppe junger Männer aus der Gemeinde Kirchberg, sagt T. H. „Vor Jahren dachten wir, eine Fasnachtsgruppe wäre noch glatt und gründeten darauf die Hülsnerbuben.“
Der Wagen ist nicht bei allen Umzügen ein Problem
Die Hülsnerbuben haben weitere Auftritte geplant. So möchten sie etwa am 3. Februar am Nachtumzug in Bütschwil auftreten. Organisiert wird der Anlass von der örtlichen Guggenmusik. Dominic Kellenberger vom „Sprengkommando“ sieht im Motto „Asylparadies Schweiz“ kein Problem. „Wir hatten schon in früheren Jahren solche politischen Mottos.“ Bisher sei das nie ein Thema gewesen. Anders ist die Situation in Gähwil. Am 10. Februar findet dort das sogenannte „Brandlöscher Fasnachtsgaudi“ mit Umzug statt. Dafür hat sich die Gruppe bereits angemeldet, wie Vivian Thoma vom Turnverein Gähwil bestätigt. Ob die Hülsnerbuben mit ihrem Wagen zugelassen werden, stehe derzeit noch nicht fest. „Bei einem solchen Motto werden wir uns erkundigen, was die Gruppe sonst noch macht. Ob sie etwa Flyer verteilen.“ Auch die anderen Wagen würden überprüft, ob sie rassistisch oder zu politisch seien. So möchte Thoma Problemen vorbeugen. Denn in Gähwil werde eine traditionelle Fasnacht gefeiert. „Wir wollen Spass und keine Angst haben.“
* Name der Redaktion bekannt