Umstrittenes Label ist weg

Basler Zeitung vom 01.10.2010

Kleiderladen reagiert auf Proteste und wirbt nicht mehr mit «Thor Steinar»-Logo.

 

Muriel Gnehm

Der Widerstand der anonymen Gruppe gegen das Geschäft «Power Zone» im Kleinbasel dauert an. Die Inhaber kommen der Gruppe einen ersten Schritt entgegen, um weitere Proteste zu vermeiden.

Ein zweites Flugblatt macht die Runde: Die Unbekannten, die sich gegen den Laden «Power Zone» wehren (die BaZ berichtete), sind wieder aktiv geworden. Nach dem Flyer mit dem Titel «Nazis in der Nachbarschaft» ist ein Papier mit der Überschrift «‹Power Zone›, Feldbergstrasse 3 – Bild dir deine Meinung» im Umlauf.

Die anonymen Verfasser stören sich an den Kleidermarken «Thor Steinar» und «Pro Violence», die im Laden verkauft werden und vor allem in der rechtsradikalen Szene beliebt sind: «Diese Marken (ver-)kauft nur, wer sie kennt und weiss, was dahinter steht», so der Wortlaut der Flugblätter.

Auch ist zu lesen, die Marken «Londsdale» und «Everlast» – die ebenfalls im Laden angeboten werden – hätten zugesichert, ab sofort keine neuen Bestellungen von «Power Zone» entgegenzunehmen. «Das ist eine Fehlmeldung», sagt Geschäftsführer Benjamin Winzeler. Eine Nachfrage bei ihren Importeuren habe ergeben, dass sie weiterhin mit ihm zusammenarbeiteten.

Aufmerksam machen die Unbekannten zudem auf das alte Logo von «Thor Steinar», das in Deutschland seit 2004 verboten ist und bis gestern am Schaufenster prangte. Nun haben die Besitzer dieses aber entfernt. «Wir möchten die Situation beruhigen und hoffen, dadurch weitere Proteste und Gewalt vermeiden zu können», so Winzeler.

Er findet es schade, dass die Unbekannten aktiv wurden, ohne das Gespräch mit ihm zu suchen. «Ich bin weder rechts noch links. Mit mir kann man reden.»

«Falsche Methode»

Diese Ansicht teilt auch der Szenekenner Samuel Althof von der Fachstelle Extremismus- und Gewaltprävention: «Winzeler und sein Geschäftspartner Lorenzo Zanolari gehören auf keinen Fall zur rechtsextremen Szene.» In ausführlichen Gesprächen mit den beiden habe sich gezeigt, dass es keinerlei Anzeichen für eine rechtsextreme Gesinnung gebe. «Auch mit den umstrittenen Marken verbinden sie keine Ideologie, sie sind nur am Geschäft interessiert.» Althof kritisiert die Flugblatt-Aktionen: «Vermeintlichen Extremismus mit Drohungen zu bekämpfen, halte ich für die falsche Methode – und zwar auf der linken und rechten Seite.»

Dass der Laden zu einem Treffpunkt für Rechtsextreme werden könnte, wie im Flugblatt beschrieben, betrachtet er als unwahrscheinlich. «Es ist kein Café. Die Leute kommen, kaufen ein und gehen wieder.» Im Handelsregister ist unter dem Zweck der Firma aber auch von «Events» die Rede. «Bis anhin ist noch nichts geplant», sagt Winzeler. Er könne sich aber vorstellen, künftig Kampfsport-Events zu organisieren.

Hinter den Flyern vermutet Althof Linksextreme: «Sie reden deren Sprache.» Dafür spricht ein ähnlicher Fall von 2005: Damals stand der MIG-Shop am Leonhardsgraben wegen «Nazi-Klamotten» im Fokus der Antifaschistischen Aktion. Diese streute ebenfalls Flyer – worauf der Laden das umstrittene Label aus dem Sortiment nahm. Das ist für Winzeler keine Option: «Jeder darf tragen, was er will. Es ist legal, diese Kleider zu verkaufen.»