Der Bund.
Beim unbewilligten und von Rechtsextremen angeführten Marsch zum Bundesplatz kam es am Samstag zu brenzligen Situationen mit Gegendemonstrierenden.
Nach mehrmonatiger Pause ist es in Bern am Samstagnachmittag zu einer grösseren Corona-Demonstration gekommen. Der Aufmarsch zur unbewilligten Kundgebung war grösser als erwartet. Zuletzt hatten die donnerstäglichen Corona-Kundgebungen jeweils höchstens noch eine Handvoll Leute auf den Plan gerufen.
Die grösste Demonstration der Schweizer Geschichte – wie im Aufruf angestrebt – wurde es aber bei Weitem nicht. Um 14 Uhr versammelten sich die Massnahmengegner beim Baldachin auf dem Bahnhofplatz. Nach etwa 20 Minuten setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung.
Absperrzaun und Wasserwerfer am Bundeshaus
Die Kantonspolizei markierte mit einem grösseren Aufgebot Präsenz, liess die Demonstrierenden aber gewähren. Diese zogen durch die Hauptgassen zum Münsterplatz und retour zum Bundesplatz. Die Polizei hatte zuvor den Schutzzaun vor dem Bundeshaus aufgestellt, die Bundesgasse abgesperrt und dort Wasserwerfer in Stellung gebracht.
Die Demonstranten skandierten «Liberté», forderten in Sprechchören und auf Plakaten ein Ende der Corona-Schutzmassnahmen oder den Rücktritt der Regierung. Sie machten Lärm mit Trillerpfeifen und Glöckchen, andere schwangen Schweizer Fahnen, eine Gruppe trug Massvoll-Banner.
Viele reisten aus anderen Kantonen nach Bern. Junge und ältere Menschen nahmen teil, auch Familien mit ihren Kindern. Zu sehen waren aber auch nicht zitierwürdige Vergleiche der Corona-Schutzmassnahmen und der Impfkampagne mit Naziverbrechen. Angeführt wurde der Demonstrationszug offenbar von der rechtsextremen Gruppierung «Junge Tat».
Gleichzeitig zum Massnahmenprotest startete vom Falkenplatz aus eine Velodemo unter dem Motto «Velo Ride gegen Rechts» mit etwa zwei- bis dreihundert Teilnehmenden. Sie skandierten «Bern bleibt Nazi-frei».
Die beiden Demozüge kamen einander beim Kornhausplatz nahe, wie ein Video zeigt. Die Polizei war aber bemüht, ein direktes Aufeinandertreffen zu verhindern. Später gab es beim Zytglogge nochmals zu eine brenzlige Annäherung. Zur Konfrontation kam es aber nicht.Video: zec
Bei der Gegendemonstration trugen alle Teilnehmenden Corona-Schutzmasken, im Gegensatz zu den Massnahmengegnern. Diese machten schliesslich Halt vor dem Bundeshaus. Die Polizei war vor Ort und beobachtete die Lage, hielt sich aber zurück.
Nach gut einer halben Stunde räumten die ersten Demonstrierenden den Bundesplatz und kehrten zum Bahnhof zurück. Ab 16 Uhr lichteten sich die Reihen zusehends.
Polizeikontrollen am Bahnhof
Die rund drei Dutzend rechtsextremen Anführer der Demo eilten dann in den Bahnhof, wo sie schliesslich von der Polizei auf der Welle angehalten wurden. Dabei wurden Personalien festgestellt. Einige von ihnen wurden weggewiesen, eine Person wurde angezeigt.
Etwa 200 Demonstrierende verblieben derweil am Bundesplatz und liessen den frühlingshaften Samstagnachmittag ausklingen. Die Kunsteisbahn, welche am Nachmittag geschlossen blieb, hatte in der Zwischenzeit wieder geöffnet.
Kurz nach 18 Uhr wurden die letzten Demonstrierenden vor dem Bundeshaus aufgefordert, den Platz zu verlassen. Kurzum später räumte dann auch die Polizei das Feld.
Während der Demonstrationen kam es zu Verkehrsbehinderungen in der ganzen Stadt. Bernmobil musste zahlreiche Linien zeitweise umleiten oder den Betrieb gar unterbrechen. Andere nennenswerte Zwischenfälle sind bislang nicht bekannt.