Deutschland – Szene der Skins wird grösser
Bern/Kestenholz (AP) Rund 200 Personen sind am Samstagabend zu einemSkinhead-Treffen nach Kestenholz (SO) gereist. Das Treffen war für dieSolothurner Polizei völlig überraschend und verlief friedlich. DieBundespolizei schätzt die Zahl der zum harten Kern gehörenden Skinheads inder Schweiz auf gegenwärtig über 700 Personen.
Die 200 Skinheads hatten sich am Samstagabend in der Mehrzweckhalle vonKestenholz zu einem Fest versammelt, wie die Kantonspolizei Solothurn amSonntag bekannt gab. Die Teilnehmer stammten laut einem Polizeisprecher vorallem aus Deutschland und waren mit 90 Fahrzeugen in die Schweizeingereist. Rechtsextremes Material hatten sie nicht bei sich. Die Polizeiwar vor Ort präsent, nahm aber keine Personenkontrolle vor.
Die Polizei hatte im Vorfeld des Anlasses keine Kenntnis vom Treffen. «Wirwurden völlig überrascht», sagte der Polizeisprecher. Am Samstagabend gegen19.30 Uhr war bei der Alarmzentrale der Kantonspolizei Solothurn ein Anrufeingegangen, dass in der Mehrzweckhalle in Kestenholz vermutlich einNeo-Nazi-Treffen stattfindet. Eine Bewilligung der kantonalen Handels- undGewerbepolizei für die Zusammenkunft lag nicht vor. Wie die Polizei von denOrganisatoren des Anlasses in Erfahrung brachte, war das Treffen derSkinheads kurzfristig vom Kanton Baselland nach Kestenholz verlegt worden.Weitere Abklärungen seien im Gang, sagte der Sprecher.
Skinhead-Szene in der Schweiz wird grösser
In der Schweiz wird die Szene der Skins offenbar grösser. Jürg Bühler vonder Bundespolizei schätzt die Zahl der zum harten Kern gehörenden Skinheadsauf gegenwärtig über 700 Personen. Im Staatsschutzbericht 1999 war noch von600 bis 700 Skinheads die Rede. Nach Erkenntnissen der Bundespolizeigewinnt das Internet als Kommunikationsmittel an Bedeutung für Neonazis.«In diesem Jahr haben wir die ersten Tötungsaufrufe im Internetregistriert» sagte Bühler in einem Interview der «SonntagsZeitung».
Die Bundespolizei habe im weiteren festgestellt, dass die Skinheads seitAnfang Jahr versuchten, ihre Strukturen zu festigen. Gruppierungen suchtenKlubräume, weil sie sich in einem fest angemieteten Raum regelmässigtreffen könnten und füreinander besser erreichbar seien. Die Bundespolizeibeobachte die Szene sehr genau und sammle an jedem grossen FestInformationen. «Wir versuchen, Wachstum und Expansion der Szene gegenaussen zu hemmen», sagte Bühler. Dies gelinge leider aber nicht immer imgewünschten Ausmass.
In der Schweiz gibt es laut Bühler mit «Blood & Honour Schweiz» und«Schweizerische Hammerskins» zwei Dachorganisationen der Skinheads. Hinzukämen rund 15 weitere Gruppierungen, die teilweise eng mit denDachorganisationen zusammenarbeiteten. Wenige Dutzend Personen dominierendie Szene und geben in immer wechselnden Gruppierungen den Ton an, wieBühler erklärte.