Nach rassistischen Attacken auf die Arztfamilie Michel kommen weitere Vorfälle ans Tageslicht
Ein Religionslehrer und ein Priester bestätigen: In zwei Oberstufenklassen in Alt St. Johann kam es zu argen rassistischen Äusserungen. Auch Zürcher Touristen beschweren sich über fremdenfeindliche Stimmungen.
andreas fagetti
Nach wie vor sucht die Polizei nach den Tätern, welche die Arztfamilie Michel während Monaten bedroht und beschimpft haben. Gut zwanzig Personen hat die Polizei mittlerweile befragt, sie ist Hinweisen nachgegangen, hat Häuser observiert und Fallen gestellt. Aber wie die St. Galler Justizchefin Karin Keller Sutter am Dienstagabend im «Ziischtigsclub» zum Thema «Rassismus im Toggenburg» sagte, bisher ohne handfestes Ergebnis.Eklat im Unterricht
Nun beschäftigt die Frage: Finden Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Toggenburg einen besseren Nährboden als anderswo? Zumindest ist die Region kein Idyll. In einer Realklasse in Alt St. Johann haben sich Schüler massiv rassistisch geäussert. Als Religionslehrer Karl Furrer den Handel mit afrikanischen Sklaven thematisierte, habe ein Schüler gesagt: «Ufhöre mit dem Seich. Schwarzi hönd bi ös nüt z‘ sueche.»«Schwarze raus!»
Schliesslich habe fast die ganze Klasse «SVP! Schwarze raus! SVP! Schwarze raus!» skandiert und geklatscht. Als Furrer nicht aufgab und einen afrikanischen Priester in den Unterricht einlud, sei der Kommentar bloss gewesen: «Alle Neger sind kriminell.» Das zweite Beispiel ist nicht ganz so krass. Aber auch in dieser Klasse hat laut Pfarrer Josef Karber ein Schüler über das KZ Dachau gesagt: «Solche Anlagen würden auch bei uns viele Probleme lösen.» Beschwerden über Fremdenfeindlichkeit gibt es auch von Zürcher Ferienhausbesitzern: In einer Siedlung in Wildhaus wurden in den vergangenen Jahren Autos zerkratzt und Pneus aufgeschlitzt.