Aargauer Zeitung: St.Gallen · Statt in Süddeutschland fand das «Rocktoberfest» mit Gästen aus ganz Europa in Unterwasser statt
Rund 5000 Besucher sind am Samstagabend an ein Konzert rechtsgerichteter Bands in UnterwasserSG geströmt. Der Anlass namens «Rocktoberfest» habe in der Tennis- und Eventhalle von Unterwasser stattgefunden, bestätigte gestern ein Polizeisprecher Informationen der Organisation Antifa Bern. Ausser einigen Verkehrsbehinderungen durch den grossen Besucherstrom habe es keine Vorkommnisse gegeben.
Die Veranstalter hätten über eine Bewilligung verfügt und der Anlass sei wie vereinbart am Sonntag um 2Uhr in der Früh beendet worden. Die Polizei sei vor Ort, aber nicht in der Halle gewesen, erklärte der Polizeisprecher weiter. Die Veranstaltung sei aus polizeilicher Sicht problemlos über die Bühne gegangen. Bis gestern Mittag sei der Behörde auch nichts über mögliche Verstösse gegen die Rassismus-Strafnorm zu Ohren gekommen.
«Antifa Bern» berichtete derweil von Auftritten der Rechtsrock-Bands «Stahlgewitter», «Frontalkraft», «Confident of Victory», «Exzess» und «Makss Damage» (alle aus Deutschland) sowie der Schweizer Band «Amok». Die Konzerte wurden den Antifa-Angaben zufolge seit längerem in den sozialen Medien angekündigt und hätten ursprünglich in Süddeutschland stattfinden sollen. Die Bands gelten allesamt als Szenengrössen. So gibt es von «Stahlgewitter» beispielsweise Alben mit Titeln wie «Germania über alles» oder «Auftrag Deutsches Reich». Letzteres ist in Deutschland indiziert. Die Schweizer Band «Amok» wandelte den Song «Tage wie diese» der Band «Die Toten Hosen» in eine Neonazi-Hymne um und spielt auch Titel wie «Linke Fotze».
Laut «Antifa Bern» handelt es sich beim «Rocktoberfest», das von bis zu 5000 Gästen besucht wurde, um «eines der grössten Neonazi-Events, welche in der Schweiz je stattgefunden haben». Die Besucher seien aus ganz Europa offenbar ungehindert angereist, teilweise sogar mit Bussen. Extreme Rechte nutzten Konzerte als Vernetzungsplattformen und zur Nachwuchsrekrutierung. Zudem werde durch den Billettverkauf und den Absatz von Tonträgern viel Geld generiert. Die Organisatoren des Anlasses stammen Antifa-Informationen zufolge ebenfalls aus dem Umfeld der internationalen Neonazi-Organisation «Blood & Honour». Anzunehmen sei überdies, dass der wegen Drohung, Rassendiskriminierung und Waffenbesitz vorbestrafte Sänger von «Amok» unter den Organisatoren sei.
Bereits Konzerte in der Region
Die Organisation Antifa Bern zeigte sich gestern in einer Mitteilung ferner erstaunt, dass der Anlass mit Einwilligung der Behörden stattfinden konnte, obwohl bei früheren Konzerten nachweislich gegen die Rassismus-Strafnorm verstossen worden sei. Bereits 2013 hatte es in der Nähe von Unterwasser, in Ebnat-KappelSG, ebenfalls ein Neonazi-Konzert gegeben. Damals kamen allerdings nur etwa 330 Besucher. Zuvor hatten die Behörden von Gossau ZH den Veranstaltern eine Absage erteilt.