Studie der Bundespolizei

BernerZeitung

Von den 700 Skinheads geht eine geringe Gefahr für die Sicherheit aus

Die Skinheads werden immer jünger, politischer, schlagen schneller zu und setzen vermehrt auf das Internet. Trotzdem vermögen sie die Sicherheit der Schweiz nicht zu gefährden, so die Bundespolizei. Der harte Kern der Skinheads in der Schweiz zählt rund 700 Personen und dominiert zunehmend die rechtsextreme Szene. Die Skinheads werden immer jünger, ein guter Teil von ihnen ist noch minderjährig, wie die Bundespolizei in ihrem gestern veröffentlichten aktualisierten Bericht zur rechten Szene feststellt. Die von Rechtsextremen provozierten Vorfälle nehmen seit dem vergangenen Jahr wieder zu. Zuvor hatte sich die Lage während einiger Jahre beruhigt gehabt.

Höhere Gewaltbereitschaft
Wie zu Beginn der 90er Jahre nahmen insbesondere die Übergriffe auf Asylunterkünfte zu. 1999 registrierte die Bundespolizei elf Anschläge. Strafverfahren und verschiedene gravierende Vorfälle der jüngsten Vergangenheit lassen laut Bundespolizei auf eine erhöhte Gewaltbereitschaft der Rechtsextremen schliessen. Die Skinhead-Gruppen begannen die neuen Informationstechnologien intensiv zu nutzen. Zum einen dienten sie ihnen als schnelles, konspiratives Informationsmedium, zum anderen nutzten sie das Internet zur Hebung des Gruppenzusammenhalts, zu Propagandazwecken und als Vertriebskanal für rechtsextreme Lektüre und Musik. Zudem wurde das Internet als niederschwellige Einstiegsmöglichkeit für Aussenstehende benutzt.
In Deutschland gibt es laut Bericht der Bundespolizei einige Hinweise, dass rechtsextreme Parteien Anhängerinnen und Anhänger aus dem Dunstkreis gewalttätiger Skinheads rekrutieren. In der Schweiz existiert bis anhin keine eigentliche neonazistische Partei. Im Gegensatz dazu sind die Schweizer Skinheads gemäss dem Bericht der Bundespolizei weit politischer als in den Nachbarländern. Sie suchen bereits seit den 80er Jahren nach tragenden Strukturen. Nach dem Scheitern verschiedener Bewegungen stellen die Staatsschützer neuerdings wieder Bemühungen zu einer erneuten Politisierung der Szene fest. Darauf arbeitet nicht zuletzt die Avalon-Bewegung des in Worblaufen wohnhaften Roger Wüthrich (siehe BZ vom 8. September) hin.

Keine grosse Gefahr
Nach Einschätzungen der Bundespolizei stellen die Rechtsextremen und insbesondere die Skinheads derzeit keine grosse Gefahr für die nationale Sicherheit dar. Einige Entwicklungen geben allerdings Anlass zur Sorge und verlangen erhöhte Wachsamkeit. Kurzfristig sei in der Schweiz mit einer erhöhten rechtsextremen Tätigkeit zu rechnen. Zudem steige die Gewaltbereitschaft. Sollte sich in der Schweiz eine Führerfigur in der Skinhead-Szene etablieren und allenfalls mit ausländischer Unterstützung eine nationale Struktur entstehen, könnte sich das rechtsextreme Potenzial stark erhöhen, meint die Bundespolizei in ihrem Bericht. sda