Die Rütlikommission hält an der 1.-August-Feier auf dem Rütli fest. Die Idee, nur mit Tickets Rechtsextreme zu bremsen, stösst auf Kritik.
red. «Der Teufel steckt im Detail», sagt Judith Stamm, Präsidentin der Rütlikommission, im Gespräch mit dieser Zeitung. Deshalb soll das vollständige Konzept, wie der Aufmarsch von mehreren hundert Rechtsextremen auf dem Rütli künftig verhindert werden soll, erst im April vorgelegt werden.
Gestern wurden jedoch erste Eckwerte bekannt gegeben. Für die Bundesfeier 2006 wird aus Sicherheitsgründen die Platzzahl beschränkt. Zutritt erhält nur, wer ein Eintrittsbillett vorweisen kann. Damit soll verhindert werden, dass es wiederum zu Störungen der Feiern kommt.
Gegen Kritik im Voraus
Der Entscheid, künftig Eintrittskarten zu vergeben, genüge nicht, kritisierte gestern der Ingenbohler Gemeindepräsident Urs Koller. Gegen den Vorwurf, naiv zu agieren, wehrt sich die Präsidentin der Rütlikommission aber. «Ich würde sagen, dass man Vorschläge, die noch nicht im Detail ausgearbeitet sind, nicht im Voraus kritisieren sollte», kontert sie. Sie ist überzeugt, auch den Überblick zu haben, wenn die Billette über Internet bestellt werden.
Kommentar: Nur ein Ticket reicht nicht
Seit Jahren sorgen die Bilder von der Rütlifeier für Ärger und Schlagzeilen. Rechtsextreme benutzen das Podium, um an der 1.-August-Feier auf sich aufmerksam zu machen. Sie schrecken dabei nicht zurück, mit Pfiffen Bundesräte am Reden zu hindern. Allein ihre Präsenz sorgt für Ängste beim Publikum, die Aufmärsche vor und nach der Feier sorgen für ungute Erinnerungen.
Die Rütlikommission musste handeln. Zu lange versuchte sie es auf die «nette» Tour mit Appellen für Anstand und Mässigung. Letztes Jahr platzte nun nicht nur den Verantwortlichen der Kragen, auch der Bundesrat machte Dampf. Er forderte von der Rütlikommission, Vorschläge zu präsentieren, um das Ärgernis für die Zukunft zu stoppen.
Gestern nun legte die Kommission ihre Vorschläge auf den Tisch. An der 1.-August-Feier auf dem Rütli wird festgehalten. Das ist positiv, denn die Aufgabe der Feiern wäre letztlich einer Kapitulation vor dem Extremismus gleichgekommen. Auch andere Ideen, wie etwa, mit einem Volksfest ohne weitere Zutrittskontrollen möglichst viele Leute aufs Rütli zu locken, um die Neonazis in die Minderheit zu versetzen, waren eher unbedarft und wären der falsche Weg gewesen.
Nun soll der Zutritt beschränkt und kontrolliert werden. Es sollen nur noch Leute zugelassen werden, die über Eintrittskarten verfügen.
Das ist sicherlich ein guter Ansatz, doch ob er reicht, das Problem zu lösen, ist offen. Denn zu vieles tönt unausgegoren. Wie etwa soll erreicht werden, dass keine Rechtsextremen mehr zum Pöbeln an die Feier kommen, wenn die Tickets ohne zusätzliche Kontrollen auf dem Internet erworben werden können? Die Verantwortlichen werden nicht darum herumkommen, bis zum 1. August sich vertieftere Gedanken zu machen.