Spezielle Partygäste als Randerscheinung

SolothurnerZeitung

Ob auf der Rütliwiese oder in der Burgerhütte Lotzwil: Skinheads treten immerhäufiger öffentlich in Erscheinung. «Solange sie sich friedlich verhalten, müssen wirihren Besuch tolerieren», sagt Werner Jufer, Mit-Organisator der Tropical-Night.

Pascal Dietrich

Sie stehen am Rand des Festgeländes im Kreis – militärisch ausgedrückt im«Daher» – unterhalten sich und trinken Bier. Unter den knapp 2000 Besuchern derTropical-Night im Lotzwiler Burgerwald befanden sich auch rund ein DutzendSkinheads, an den kahlrasierten Köpfen, den Bomberjacken und denFliegerstiefelchen klar als solche erkennbar.

Der Auftritt von Skinheads an der 1.-August-Feier auf der Rütliwiese hat eingesamtschweizerisches Medienecho ausgelöst. Der Tenor von Polizei und Expertenist eindeutig: Die rechtsradikale Szene wächst. Offensichtlich trifft dies auch auf denOberaargau zu, der Ende der 80er und zu Beginn der 90er Jahre schon einmal alsHochburg der Rechtsradikalen gegolten hatte. In Langenthal können in letzter Zeit anWochenenden wieder Gruppen von Glatzköpfen beobachtet werden, welche intypischer Montur gemeinsam in den Ausgang gehen.

Skins markieren Präsenz
Bereits zwei Mal in diesem Sommer tauchten Skinhead-Gruppen auch an denHohwacht-Festen auf, wobei es zu kleineren Scharmützeln mit anderen Partygästenkam. Auffallend ist, dass es die Skins offenbar bewusst darauf anlegen,wahrgenommen zu werden, da sie sich sowohl auf der Hohwacht als auch bei derTropical-Night im Lotzwiler Burgerwald unübersehbar nahe des Eingangs postierten.

«Die Skin-Gruppe ist uns auch aufgefallen», bestätigt Werner Jufer. Er ist bei derorganisierenden «Braui-geischter-Clique» Mitglied des Ausschuss-Komitees, beimdem die Fäden der Party zusammenlaufen. «Natürlich habe ich mir sofort überlegt,was wir unternehmen, wenn etwas passiert», erklärt er. «Aber zum Glück haben siesich friedlich verhalten und keine Leute angepöbelt.»

«Ein heisses Thema»
Wie die Glatzköpfe bei weiteren Festen zu behandeln sind, müsse man in der Cliquezuerst besprechen. «Ich persönlich bin der Meinung, dass ein Festverbot für Skinsder falsche Weg ist. Solange sie niemandem etwas zuleide tun, wäre dies auchungerecht, denn schliesslich darf jeder rumlaufen, wie es ihm passt.» Zweifellos seiihr Erscheinen aber ein heisses Thema. «Wenn es zu Pöbeleien käme, würden wirauf jeden Fall nicht zögern und sofort einschreiten», stellt Werner Jufer klar. Wenndie Tropical-Night für Schlägereien missbraucht werden sollte, würde sich derAufwand nicht mehr lohnen. «Wir investieren sehr viel Zeit und Arbeit, um den Gästenein fröhliches Partyvergnügen zu ermöglichen. Wenn einmal etwas passieren würde,müssten wir uns überlegen, ob das Ganze noch einen Sinn hat», sagt der Lotzwiler.

Allerdings habe er nicht unbedingt den Eindruck gehabt, dass die Skins mit derAbsicht an die Party gekommen seien, eine Schlägerei anzuzetteln. «Eine Variantewäre natürlich, sie auf Waffen zu kontrollieren, aber dann müsste man dieseigentlich mit allen Partygästen machen, und das wollen wir nicht.»