SonntagsZeitung: Herr Bühler, wie verändert sich die rechtsextreme Szene?

Der Bund

Jürg Bühler: Die Skinheads versuchen, ihre Strukturen seit Anfang dieses Jahres zufestigen, Gruppierungen suchen eigene Klubräume. Die Zeiten, als SkinheadsGemeinschaftszentren oder Lokale für einen Abend mieteten, sind vorbei.

Warum?
Bühler: Die Skinheads können sich in einem fest angemieteten Raum regelmässigtreffen, sind füreinander besser erreichbar.

Die Szene ist also besser vernetzt?
Bühler: Es gibt zwei Dachorganisationen: Blood & Honour Schweiz undSchweizerische Hammerskins. Dazu kommen rund 15 weitere Gruppierungen, diezum Teil eng mit den Dachorganisationen zusammenarbeiten. Wenige DutzendPersonen dominieren die Szene und geben in immer wechselnden Gruppierungenden Ton an. Es sind Führerfiguren, die sich weiterbilden und in organisatorischen,argumentativen und ideologischen Fragen immer stärker werden.

Und wie gross ist ihre Anhängerschaft?
Bühler: Die Führer steuern einen harten Kern von mehreren Hundert Personen – wirgehen von mehr als 700 Skinheads aus.

Offenbar eine gut eingespielte Truppe?
Bühler: Auf jeden Fall. Dabei spielt das Internet eine zunehmend wichtige Rolle. Eserlaubt eine professionelle Kommunikation – Inhalte werden schneller und breitergestreut und deren Wirkung verstärkt. In diesem Jahr haben wir die erstenTötungsaufrufe im Internet registriert: Von zwei «Linksextremisten» standen Nameund Adresse auf einer Homepage.

Und wie reagiert die Bundespolizei?
Bühler: Wir halten, zusammen mit den Kantonspolizeien, den Druck aufrecht.

Wie tun Sie das?
Bühler: Wir beobachten die Szene sehr genau, an jedem grossen Fest sammeln wirInformationen. Wir versuchen, Wachstum und Expansion der Szene gegen aussenzu hemmen. Dies gelingt uns leider nicht immer im gewünschten Ausmass.

Interview: Pascal Scherrer