Solterpolter-Angriff – what happened?

Blick

Angesichts der zugespitzten Lage kann es kaum erstaunen, dass nun auch linke und alternative Projekte Zielscheiben von rechtsextrem motivierten Attacken werden. So geschehen am 29. Januar: Wohl rein zufällig ausgesucht hat sich

der rechte Mob die BesetzerInnen-Wohngemeinschaft «Solterpolter». Rund dreissig Nazi-Skins stürmten Hassparolen schreiend das Haus, zertrümmerten Scheiben und pöbelten die anwesenden BewohnerInnen und BesucherInnen an. Die Bewaffnung und Vermummung der Angreifer deutet auf eine gezielte Vorbereitung des Abends hin. Nur dank dem besonnenen Verhalten der BewohnerInnen wurde niemand ernsthaft verletzt. Es gelang ihnen, die Skinheads nach draussen zu drängen. Zurück blieben Gefühle der Angst und Ohnmacht, wie die Solterpolter-Leute in einem Communiqué schreiben. Pikantes Detail: Unter den Angreifern befand sich auch eine grössere Gruppe Italo-Faschisten, die sich auf den ehemaligen Diktatoren Mussolini berufen. Neu ist, dass sie mit den Skins aus Bern und Umgebung gemeinsame Sache machen. Bisher waren die verschiedenen Gruppierungen nicht gut aufeinander zu sprechen.

Klar ist, dass hier einiges klar ist

In der Umgebung des «Solterpolter» wurden am nächsten Tag rassistische und neonazistische Kleber gefunden, die nur die Ostschweizer Skinhead-Vereinigung «Patriotischer Ostflügel» vertreibt und die über ein Postfach im thurgauischen Landschlacht zu beziehen sind. Diese Tatsache lässt vermuten, dass sich unter den Angreifern auch Skinheads befanden, die überregional gut vernetzt sind. Bei diesem Angriff handelt es sich also ganz eindeutig nicht um eine Sponti-Aktion gelangweilter Nachtbuben.

Das Skinhead-Dasein mit kahlrasiertem Schädel, einschlägigen Klamotten, Schlägertypen-Image und Brutalität zelebrierender, rassistischer Musik ist in. Dieser Boom hat auch vor Bern nicht halt gemacht. In Bern-Bümpliz, den Vorortgemeinden Ittigen, Bolligen, Münchenbuchsee, Mooseedorf, Jegensdorf und Belp sind eigentliche rechte Subkulturen entstanden oder noch im Entstehen begriffen. Die frisch gebackenen Skinheads sind meist sehr jung, kaum dem obligatorischen Schulunterricht entsprungen. «Abgeholt» und rekrutiert werden sie oft in Sportstadien. Ein ziemlich neues Phänomen ist zudem das Auftauchen von «Renees», dem weiblichen Pendant zum Skinhead. «Ein vermehrt zunehmendes Auftreten von Skinheads» stellt auch die Polizei fest, und die Bundespolizei spricht gar von einem «wachsenden rechtsextremistischen Potential» im Kanton Bern, wie im «Bund» vom 2. Februar nachzulesen ist.
«Klar ist nur, dass in diesem Fall wenig klar ist», lautete das Fazit des besagten Zeitungsartikels über den Solterpolter-Angriff. Beobachtungen und Einschätzungen von verschiedenen Seiten belegen aber, dass die Existenz von Skinhead-Gruppen nicht länger ignoriert werden darf. Gefordert sind die Gemeindebehörden, die Schulen, die Jugendarbeit, aber auch die renommierten Sportclubs. Es ist nicht bloss Sache der Polizei, dem Treiben Einhalt zu gebieten.

Antifa Bern