Medienmitteilung der Antifa Bern
In Bern haben Sans-Papiers und UnterstützerInnen die St. Marien Kirche im Breitenrain besetzt. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Papierlose so Gehör verschaffen müssen. Denn die Schweizer Regierung will nicht auf ihre Anliegen hören.
Der Bundesrat sieht die papierlosen ArbeiterInnen nicht als Menschen, sondern als billige Arbeitskräfte, die von gewissenlosen UnternehmerInnen ausgebeutet werden dürfen. SchwarzarbeiterInnen arbeiten billiger als jede Person mit Arbeitsbewilligung, weil der Lohn gedrückt und auf Sozialabgaben verzichtet werden kann.
Die Papierlosen dienen somit allein der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung. Sie sollen sich im Willen des Wirtschaftsvertreters Pascal Couchepin weiterhin abrackern und dort bleiben wo sie in den letzten Jahren waren – im Versteckten. Das zeigt die Politik von Bund und Kantonen nur überdeutlich.
Repression gegen Solidarität
Die Räumung der St. Paul-Kirche in Fribourg durch ein massives Polizeiaufgebot nachts, nach Abreise der ParlamentarierInnen und Medienschaffenden, zeigt, dass die Politik der Verschweigens und der Behörden-Willkür von oben gedeckt wird. So wurden auch UnterstützerInnen von den PolizistInnen teils massiv bedroht, angegriffen und verletzt.
Damit soll ein Zeichen gegen die Solidarität mit den Sans-Papiers gesetzt werden. Die Drohung ist deutlich: Wer es wagt, für diese Menschen einzutreten, gerät ins Fadenkreuz der Sicherheitsdienste.
Keine „Festung Schengen“
Wir lassen uns durch prügelnde BeamtInnen nicht abhalten, unsere Solidarität mit den Sans-Papiers zu verstärken und auch weiterhin öffentlich für sie einzutreten. Wir setzen uns ein für die Menschen, die unterbezahlt und illegal arbeiten müssen, von Familie und Heimat getrennt sind und immer Angst vor der nächsten Polizeikontrolle haben müssen.
Wir unterstützen vollumfänglich die Forderungen der Papierlosen nach Regularisierung, Gleichbehandlung und Verbesserung der Arbeits- und Lebensumstände.
Wir zeigen mit der Unterstützung der Papierlosen auch unseren Unwillen gegenüber der „Migrationspolitik“ der Schweizer Regierung und Justizministerin Metzler, die sich darauf beschränkt, Asylanträge abzulehnen, Menschen auszuschaffen und ein Stein in der „Festung Schengen“ zu werden.
Der Preis den die Schweizer Regierung dafür bezahlt, bemisst sich in Menschenwürde, Menschenrechten und Menschenleben.
Kein Mensch ist illegal – Solidarität mit den Sans-Papiers!
Antifa Bern, 9. September 2001