18. Juli 2001«Aus der Anonymität holen»Rund 50 Rechtsradikale trafen sich in Worben zu einer «Party». Viele unter ihnen sind der Polizei bekannt. Sarah Berndt«Ja, als Sympathisant der rechtsextremen Szene könnte man meinen Sohn schon bezeichnen», sagt Hans Beyeler, der Besitzer des Fischereiparks in Worben. Er verstehe aber nicht, wie man nun «aus einer Mücke einen Elefanten machen» könne. Die «Mücke»: Rund 50 Rechtsextreme treffen sich zu einer «Geburtstagsparty». Mit von der Partie ist auch Beyelers Sohn Andreas. «Ich habe von dem nichts gewusst», so Hans Beyeler. Manche habe er zwar gekannt, und auch gewusst, dass ein «Hang nach rechts» vorhanden sei. Nun will der Wirt, selber in der SVP, «diese Leute nicht mehr ins Haus lassen». Mehr RechtsextremeDer Polizei war der Worbener Fischereipark bisher nicht als «Szene»-Treffpunkt bekannt. Wohl aber die Leute, die sich da am Wochenende eingefunden haben. So waren unter anderem Anhänger der bernischen «Nationalen Offensive» vertreten. Rund zwei Drittel der Anwesenden waren Berner Skins, so Jean-Pierre Eicher, Leiter der Dienststelle Staatsschutz der Kantonspolizei. «Von vermehrten Ansammlungen in letzter Zeit kann man nicht sprechen», so Eicher. Aber Tatsache ist: «Im letzten Jahr ist die Anzahl der bekannten Rechstextremen im ganzen Kanton um fünfzig Prozent auf 180 Personen angestiegen, allein im Seeland sind es um die 30.» Die Höhe der Dunkelziffer sei schwer zu schätzen. In den letzten zwei Jahren rückte die Polizei 30-mal aus, um derartige Ansammlungen zu kontrollieren und teilweise Material zu beschlagnahmen, davon sechsmal im Seeland. «Wichtig ist, diese Leute aus der Anonymität zu holen», so die Taktik Eichers.«Handeln durchdacht»In Worben bliebs bei den Kontrollen. Gefunden hat die Polizei nichts: keine Waffen, kein Propagandamaterial. Aber das sei nicht weiter verwunderlich: «Diese Gruppierungen handeln sehr durchdacht», weiss Eicher. Organisiert werde per SMS. Und ohne einen Hinweis von dieser Zeitung an die Polizei wäre die Worbener Veranstaltung nicht entdeckt worden.