Maskierte Männer hatten am Wochenende eine Bar in Seewen überfallen. Nicht zum ersten Mal, wie sich jetzt zeigt.
VON BERT SCHNÜRIGER
Ein Dutzend Maskierter überfiel in der Nacht auf den vergangenen Samstag den «Deep-Club» in Seewen. Die Täter schlugen mit Baseballschlägern auf Gäste und Mobiliar ein und flohen. Der Rettungsdienst Schwyz hatte anschliessend drei Verletzte zu behandeln (Neue SZ vom Montag).
«Aus eher rechten Kreisen»
Die Schwyzer Polizei ist den Tätern auf der Spur. Laut Kripochef Stephan Grieder von der Schwyzer Kantonspolizei wird «gefächert in alle Richtungen ermittelt». Bei den Tätern handle es sich um eine Altersgruppe zwischen 18 und 26 Jahren. «Es besteht der Verdacht, dass die Täterschaft aus eher rechten Kreisen kommt.» Untersuchungsrichterin Marianne Gerber zeigte sich gestern «ziemlich zuversichtlich», dass man die Täter finden werde. «Aber geben Sie uns dazu etwas Zeit», sagte Gerber. Bei einem ähnlichen Überfall auf einen Coop Pronto-Shop im Bahnhof Liestal habe es auch einige Wochen gedauert, bis die Polizei Ermittlungsresultate vorweisen konnte. «Aber es gab welche.»
Schon der zweite Überfall
Der Vorfall vom Wochenende war nicht der erste beim «Deep-Club». Laut der 21-jährigen «Deep»-Pächterin Selina Kohler ging schon vor zwei Wochen eine Gruppe Männer in Bomberjacken gegen das Lokal vor. Damals allerdings gelang es den Gästen, sich im Lokal zu verschanzen und im letzten Moment noch die Tür zu schliessen. Draussen rissen die Männer die Leuchtreklame runter, droschen auf die metallbeschlagene Tür ein und rückten nach einiger Zeit wieder ab.
«Zwei dieser Skinheads kamen ein paar Tage später zu mir ins Lokal und fragten, ob ich wegen der Sachbeschädigung Strafanzeige erhebe», erzählte Kohler gestern. «Sie waren sehr aggressiv und drohten damals mit Folgen.»
«Wie im Gangsterfilm»
In der Nacht auf Samstag kam der angedrohte zweite Überfall. «Weil wenig Gäste da waren, hatten wir keine Türsteher. Offenbar hatten dies die Täter ausgekundschaftet. Als sie reinstürmten, stand ich hinter der Bar. Was dann ablief, war wie im Gangsterfilm. Die Männer warfen Barstühle hinter die Bar und schlugen auf Gäste, Gläser, Möbel, Lampen, den Zigarettenautomaten und den Töggelikasten ein», so Kohler. Bei den verletzten Gästen handle es sich um einen Farbigen und um Schweizer Frauen. «Alle fürchteten um ihr Leben.»
Erst «Hangar», jetzt «Deep»
Der «Deep-Club» befindet sich im Keller des früheren Seewener Hotels Rössli. Bis vor kurzem hiess das Lokal «Hangar». Seit dem 1. April führt Selina Kohler das Lokal als Pächterin unter dem Namen «Deep-Club». Ihre Stammgäste seien zum grössten Teil Schweizer, sagt sie. «Ich glaube darum nicht, dass es beim Überfall um einen Angriff gegen Ausländer ging.»
Selina Kohler war gestern zusammen mit Freunden am Aufräumen im Lokal. Sofern sie damit rechtzeitig fertig werde, solle der «Deep-Club» heute Dienstagabend wieder seine Türen öffnen. «Die Täter möchten offenbar, dass wir schliessen müssen. Diesen Gefallen tun wir ihnen aber nicht», sagte sie.