ST.GALLEN / Pascal Lobsiger und drei weitere Rechtsextreme stehen seit gestern vor dem Bezirksgericht. Sie werden beschuldigt,vor zwei Jahren in der Innenstadt zwei Schwarze angegriffen und eine Massenschlägerei angezettelt zu haben.
ap. Laut Anklage griffen in den frühen Morgenstunden des 27.August 2000 sieben bis zehn Skins, darunter Lobsiger, zwei Schwarze vor dem «African Club» an. Eines der Opfer erlitt dabei Rissquetschwunden und Rippenfrakturen und musste ins Spital gebracht werden. Da sowohl die Skins als auch die angegriffenen Schwarzen per Handy Verstärkung organisierten, standen innert Kürze rund 30 Rechtsextreme etwa 70 Schwarzen gegenüber. Erst ein Grossaufgebot der Polizei und der Einsatz von Wasserwerfern beendete die Massenschlägerei. Der Überfall der Skins auf die Schwarzen sorgte für grosses Aufsehen. Zwei Tage später demonstrierten rund 1500 Menschen vor dem St. Galler Stadtparlament gegen Gewalt von rechts.
Die Anklage bezeichnete den Überfall auf die Schwarzen als rassistisch motiviert. Sie forderte für den bereits mehrfach vorbestraften Lobsiger wegen Angriffs sechs Monate Gefängnis unbedingt. Für einen zweiten Rechtsextremen, der wegen Verstössen im Strassenverkehr und Gewaltdelikten ebenfalls vorbestraft ist, verlangte sie vier Monate unbedingt. Für die zwei weiteren Skinheads wurden drei beziehungsweise vier Monate Gefängnis bedingt beantragt.
Lobsiger bedauert
Lobsiger sagte vor Gericht, er bedauere den Zwischenfall. Er habe sich in der Zwischenzeit von der Skinheadszene losgesagt und gehe freiwillig in eine Psychotherapie. Er gab zu, bei der Schlägerei dabei gewesen zu sein. Er könne sich aber nicht mehr erinnern, wer angefangen habe. Lobsigers Verteidigung plädierte dafür, die Strafe zu- gunsten der seit letzten Sommer laufenden Therapie aufzuschieben. Dies sei unbedingt nötig, damit Lobsiger von der Rechtsextremenszene loskomme. Müsste er ins Gefängnis, würde dies in einer Katastrophe enden. Das Urteil wird heute Donnerstag erwartet.
Führender Kopf
Lobsiger gilt als einer der Köpfe der Rechtsextremenszene in der Schweiz. Im Juni 1998 wurde er wegen eines Überfalls auf das Festival für Völkerfreundschaft, im November 1995 in Hochdorf LU, bei dem es zehn Verletzte gab, zu einer unbedingten Gefängnisstrafe von zwölf Monaten verurteilt. Am Schweizer Nationalfeiertag vor zwei Jahren führte Lobsiger die Skinhead-Störaktion bei der Bundesfeier auf dem Rütli an.