Das Skinhead-Treffen vom Samstag sorgt in Kradolf für Unmut. Die Gemeindebehörde möchte, dass der Besitzer der Teigi die Konsequenzen zieht. Dieser will prüfen, ob das Treffen nicht gegen den Mietvertrag verstösst.
kradolf Die Sache werde zu sehr aufgebauscht, sagt Kaspar Böhi zum Treffen der Skinheads in der Teigi. Er ist Besitzer und Vermieter der als Gewerbe- und Wohnliegenschaft genutzten ehemaligen Teigwarenfabrik. «Es ist nie etwas passiert, und es hat auch nie etwas zu beanstanden gegeben. Und schliesslich war auch die Polizei präsent.» Die Kantonspolizei Thurgau hatte Wind vom Treffen bekommen und kontrollierte am letzten Samstag die rund 50 Teilnehmenden und ihre Fahrzeuge. Dabei wurde kein Material sichergestellt, das gegen die Antirassismusstrafnorm verstösst («Thurgauer Zeitung» vom Montag). Gemeindeammann Walter Schönholzer hat am Montag aus den Medien vom Treffen der rechtsextremen Szene in seiner Gemeinde erfahren und sich sehr darüber geärgert. «Wir bemühen uns für positive Schlagzeilen. Da trifft sich eine Gruppe Kahlgeschorener und schon gerät das Image unserer Gemeinde in ein schiefes Licht.» Innerhalb der letzten beiden Jahre war es das dritte Skinhead-Treffen in Kradolf. Geht es nach dem Willen des Gemeindeammanns, wird es kein weiteres mehr geben. «Wir habe keine rechtlichen Handhabe, etwas dagegen zu unternehmen. Das kann nur der Vermieter.»
Kommt es zur Kündigung?
Noch am Montag hat Walter Schönholzer mit «Teigi»-Besitzer Kaspar Böhi Kontakt aufgenommen. Er hoffe, dass der Vermieter die Konsequenzen ziehe. «Schliesslich ist die Sache auch für ihn und die anderen Mieter in der Wohn- und Gewerbeliegenschaft unangenehm.» Der Gemeindeammann erwartet, dass der Besitzer den Mietvertrag kündigt. Ob er so weit gehen wird, wollte Böhi auf Anfrage nicht sagen. Er werde prüfen, ob gegen den Mietvertrag verstossen worden sei. «Es ist einer von vielen Gewerberäumen in der «Teigi». Die 100 Quadratmeter sind gerade mal 1 Prozent von der Gesamtfläche. Ich prüfe nicht im Detail, wie die Mieter die Räume nutzen. Aber sicher ist der Raum nicht für Treffen von Neonazis vermietet worden.»
Der Gemeindeammann weiss, dass der Raum als Probelokal genutzt wird. Er habe auch schon mal mit den Mietern gesprochen, aber das sei schon zwei Jahre her. Er wisse nicht, ob es noch die gleichen seien. Rein äusserlich hätten diese damals nicht den Eindruck erweckt, dass sie der rechtsextremen Szene angehörten.
Nichts mitbekommen
Es sei offenbar ein Probelokal, sagt Kathrin Ritzi-Schaufelberger. Seit 15 Jahren ist sie Mieterin in der «Teigi, betreibt dort ein Keramik-Atelier. Sie kenne die Mieter des besagten Probelokals nicht. Sie hat vom Treffen am letzten Samstag nichts gewusst. Sie habe es aus der Zeitung erfahren und sei am Montag darauf angesprochen worden. «Es ist unangenehm für die anderen Mieter, aber auch für die ganze Gemeinde, wenn man mit der rechtsextremen Szene in Verbindung gebracht wird.» Sie weiss von Leuten, die sich nicht mehr getrauten in den Zug einzusteigen, als sie Gruppen von Skinheads entdeckten.
Gar nichts vom Treffen mitbekommen hat Patrick Meyland. Seit dreieinhalb Jahren wohnt und arbeitet der Künstler in der ehemaligen Teigwarenfabrik. Er merke nur, wenn in der Moschee ? die sich ebenfalls in der «Teigi» befindet ? Betrieb sei. «Der Ansturm ist dann so gross, dass um das Areal jeder freie Platz mit parkierten Autos besetzt ist.»