Neue Luzerner Zeitung vom 29.09.2009
Der umstrittene kroatische Sänger Marko Perkovic wird nun doch nicht im «Froschkönig» in Kriens auftreten. Dank dem Bund.Benno Mattli
Afrim Baftiroski, Betreiber des «Froschkönigs», kann Thompson am 3. Oktober nun doch nicht auftreten lassen. Dies hat er gestern Abend in einer Medienmitteilung verlauten lassen. «In der Zwischenzeit hat sich der Bund eingeschaltet und eine Einreisesperre gegen Marko Perkovic alias Thompson verhängt», schreibt Baftiroski. «Unter Berücksichtigung dieser neusten Entwicklung werden wir selbsterklärend auf den Auftritt von Thompson verzichten und einen adäquaten Ersatz für den bereits ausverkauften Abend anbieten.» Laut Baftiroski wird ein anderer «kroatischer Superstar» auftreten, welcher von gleicher Qualität sei.
Baftiroski gewinnt der ganzen Sache aber doch noch etwas Positives ab: «Für mich als Veranstalter ist die Entscheidung des Bundes eine Erleichterung. Dadurch ist die Klausel der Konventionalstrafe bedeutungslos.» Denn falls er das Konzert von sich aus abgesagt hätte, hätte er laut eigenen Aussagen bis zu 100 000 Franken zahlen müssen.
Gemeinderat ist erleichtert
Der Krienser Gemeinderat reagierte gestern Abend sehr erleichtert, als er durch unsere Zeitung von der Absage des Konzerts erfuhr. «Da fällt uns natürlich ein Stein vom Herzen», erklärte Cyrill Wiget. «Der ganze Gemeinderat ist sehr, sehr froh», zumal man in den letzten Tagen und Wochen alles versucht habe, das Konzert irgendwie zu verhindern. «Leider erfolglos.»
Schärli nimmt heute Stellung
Die Luzerner Justiz- und Sicherheitsdirektorin Yvonne Schärli wollte gestern Abend keine Stellung nehmen. Sie verwies auf eine Mitteilung, die heute veröffentlicht werden soll.
Dass nun eine Einreisesperre gegen Perkovic verhängt worden ist, erstaunt ein bisschen. Denn noch am 15. September hatte Schärli im Kantonsrat erklärt, dass sich die Luzerner Regierung beim Inlandnachrichtendienst erkundigt habe, ob eine Einreisesperre verhängt werden könnte. Die damalige Antwort laut Schärli: Nein. Beim Bund, der laut Baftiroski die Einreisesperre verhängt hat, war gestern Abend niemand zu erreichen.
Perkovic provoziert
Marko Perkovic gilt als rechtsextremer kroatischer Nationalist. Berüchtigt ist er für ein Lied, in dem er die Ustascha-Faschisten verherrlicht, die im Zweiten Weltkrieg im Konzentrationslager Jasenovac Zehntausende Juden, Roma, Serben und antifaschistische Kroaten folterten und ermordeten. Immer wieder kommt es bei seinen Konzerten zu Ausschreitungen. Im Sommer vor drei Jahren etwa gab es im Umfeld eines Auftritts Perkovics in der Allmendhalle in Luzern eine Massenschlägerei. Die Polizei musste eingreifen.
Richtig gefährlich wurde es am 11. Dezember 2008. Damals gab es in der kroatischen Stadt Pazin einen Bombenanschlag. Verletzt wurde glücklicherweise niemand, aber es kam zu erheblichem Sachschaden. Der Bombenleger wollte gemäss eigenen Aussagen mit dem Sprengsatz die geplanten Thompson-Konzerte vom 19., 20. und 21. Dezember in Pazin verhindern.