Sie fahren auf extrem rechtem Kurs
Die Motorrad-Division Schweiz kurvt mit Vorliebe durchs eigene Land und steht politisch rechts. Das stört eine linke Gruppe, und sie fordert, das Vereinslokal in Kollbrunn müsse verschwinden.
Von Martin Gmür
Zell. – Eine anonyme Gruppierung namens «Aktion gegen rechte Gewalt» (agrg) hat gestern zahlreiche Redaktionen mit einem Communiqué eingedeckt und das halbe Dorf Kollbrunn damit beklebt. In einer ehemaligen Fabrik an der Tösstalstrasse (auch sie bekam etliche Flugblätter ab) habe die Motorrad-Division Schweiz ein Lokal, wo rechtsextreme Nationalisten getarnt und ungestört «ihr Unwesen treiben» würden. Ein Augenschein vor Ort und Recherchen im Internet bestätigen: Das Vereinslokal gibt es, der benachbarte grosse Motorrad-Shop hat aber nichts damit zu tun, und die Motorrad-Division Schweiz fährt tatsächlich auf stramm rechtem Kurs. «Für Motorradfahrer, Familie, Volk und Vaterland», heisst es auf der Homepage.
Die Gruppe besteht seit 2005, zählt laut eigenen Angaben 13 Personen und versteht sich politisch als «inlandbezogen und rechtskonservativ». Neben Links zu unzähligen anderen Motorradklubs wie den Hells Angels schafft die Homepage auch Verbindungen zu rechtsnationalen Politgruppierungen wie der Pnos (Partei national orientierter Schweizer) und zu Datensammlungen. Darin werden Gewalttaten von Ausländern und linksextremen Gruppen aufgelistet – ähnlich wie das linke Gruppierungen über Ausschreitungen von rechten Gruppen machen. Manche der angegebenen Links funktionieren jedoch nicht, weil sich Gruppen aufgelöst haben.
Präsident als Führer und Herrscher
Innerhalb der Motorrad-Division herrscht offenbar das Führerprinzip. Ein ungeliebtes Mitglied – laut Homepage hinterhältig und unkameradschaftlich – wurde ausgeschlossen. Nicht vom Vorstand, sondern vom Präsidenten, der «das alleinige Entscheidungsrecht in allen Belangen besitzt». Präsident ist laut dem agrg-Communiqué Robert Walser, der sich Dragon nennt und unter diesem Namen auch Zuschriften im Internetforum seines Motorradklubs kommentiert. Walser war gestern nicht erreichbar. Er gilt seit Jahren als Exponent der Rechtsextremenszene und als Mitglied der aus dem Sarganserland stammenden Rheinfront. Gemäss Medienberichten und einer Liste der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus war er an gewalttätigen Auseinandersetzungen beteiligt und im Jahr 2000 in ein Strafverfahren im Kanton Graubünden verwickelt, weil er zu Gewalt gegen «Verräterschweine der Schweiz» aufgerufen hatte. Eltern von Mitgliedern der Rheinfront gründeten damals eine Selbsthilfegruppe, um ihre Söhne aus der rechten Szene herauszuholen.
Die Gruppierung agrg fordert die Liegenschaftenbesitzerin Lorze auf, den Mietvertrag mit den rechten Bikern zu künden. Die Forderung ist allerdings nicht mehr nötig. Sie haben die Kündigung per Oktober bereits im Haus – weil sie sich nach ihren Gelagen offenbar schon oft im Korridor übergeben mussten.