Sicherheit an der Euro 08

BernerZeitung

Eine Nagelprobe für die Polizei

Hooligans, Taschendiebe oder Terroristen: Die Euro 08 birgt Gefahren. Die kantonalen Polizeikorps spannen zusammen, und Experten werden eingeflogen. Frankreich und Deutschland haben Hilfe zugesagt.

Bundesrat Samuel Schmid wurde von vier Chefbeamten an die Medienkonferenz begleitet, so wichtig ist ihm das Dossier. «Wir wollen an der Euro ein perfekter Gastgeber sein. Das gelingt uns nur, wenn das Fest reibungslos abläuft», sagte er.

Eigentlich gehts um Sport. Doch für die Polizei wird das Turnier eine riesige Herausforderung. Ganze 67 Seiten umfasst das «Nationale Sicherheitskonzept» für die Euro 08, das gestern ? 435 Tage vor dem Eröffnungsspiel ? in Bern vorgestellt wurde.

Angst vor Gewalt

Risiken gibts mehrere. Zum einen die Hooligans; allein in den EU-Mitgliedstaaten seien insgesamt rund 10000 Stadionverbote verfügt worden, steht im Sicherheitsbericht. Angst machen vor allem die gewaltbereiten Fans aus England, Deutschland, Holland, Italien und Polen. In welcher Stadt die grösste Gefahr droht, wird erst die Gruppenauslosung am 2.Dezember 2007 zeigen. Das Dispositiv unterscheidet rote Spiele (hohes Risiko), gelbe Spiele (mittleres Risiko) und grüne Spiele (geringes Risiko).

Zur Kontrolle der Hooligans kommen Szenenkenner der Polizei zum Einsatz, sogenannte Spotter. Ausländische Spotter begleiten ihre Fans an die Spiele und arbeiten eng mit ihren Schweizer Kollegen zusammen.

«Für die Sicherheit im Stadion sind die Uefa und der Schweizerische Fussballverband zuständig», sagte Martin Jäggi, der Leiter des Teilprojekts Sicherheit öffentliche Hand Uefa Euro 2008. Daneben sorgt die Kantonspolizei des jeweiligen Austragungsortes für Ruhe und Ordnung. Wie an der vergangenen Weltmeisterschaft in Deutschland wolle man sich nach dem «3-D-Prinzip» richten. «Die drei Buchstaben stehen für Dialog, Deeskalation und Durchgreifen», sagte Jäggi.

Rund-um-die-Uhr-Einsatz

Während der Euro wird die Polizei mehrere Wochen rund um die Uhr im Einsatz stehen. Dabei stossen die Korps der Austragungskantone Bern, Zürich, Basel und Genf an ihre Kapazitätsgrenzen. «Wie immer in solchen Fällen werden sie von anderen Kantonen unterstützt», sagte Beat Hensler, der Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz. «Während der Euro kommt es zum grössten interkantonalen Polizeieinsatz aller Zeiten ? eine Nagelprobe für den Polizeiföderalismus.»

Zudem stehen während des Turniers zwei mobile Einsatzreserven bereit, «für unvorhergesehene Ereignisse», wie Hensler sagte. Falls die Schweiz die Sicherheit trotzdem nicht mehr alleine garantieren könne, würde man aus Frankreich und Deutschland Verstärkung anfordern. «Wir haben die Vorabklärungen bereits gemacht.»

Angst vor Terroristen

Neben gewaltbereiten Fans werden andere Gefahrenherde die Gesetzeshüter auf Trab halten. «Grossanlässe sind potenzielle Ziele für Terroranschläge», steht im Sicherheitskonzept. Nach der WM 06 wurden Pläne für Bombenanschläge auf Regionalzüge bekannt. Doch die hohen Sicherheitsvorkehrungen hätten die Terroristen abgeschreckt.

Denkbar sind laut Behörden Protestaktionen gewaltbereiter Linksextremisten etwa gegen die Kommerzialisierung des Anlasses. Rechtsextreme könnten die Euro zu fremdenfeindlichen Aktionen nutzen.

Rein quantitativ würden Taschendiebe und Ticketfälscher die Polizei aber am meisten beanspruchen. Wegen der vielen Besucher sei höchste Vorsicht vor Diebstählen geboten. Steigen dürfte zudem die Nachfrage im Rotlichtmilieu. Bei der WM in Deutschland war der befürchtete Anstieg der Zwangsprostitution allerdings ausgeblieben.

Tickets: Um Mitternacht ist Schluss

Die erste Phase des Euro-Ticketvorverkaufs läuft heute um Mitternacht aus. Die ganze Welt reisst sich um Karten.

Wer noch kein Ticket für die Euro 08 bestellt hat, kann dies bis heute Nacht um 24 Uhr nachholen ? auf der Homepage www.euro2008.com. Dann ist die erste Vorverkaufsphase beendet. Bisher liegen Bestellungen aus über 130 Ländern für mehr als 5 Millionen Eintrittskarten vor. 350000 Karten werden Mitte April verlost. Alle Antragssteller haben die gleichen Chancen, egal zu welchem Zeitpunkt sie die Bestellung abgegeben haben. Die Gewinner werden von der Uefa bis Ende April benachrichtigt.

Insgesamt stehen 1050000 Karten zum Verkauf. Weitere Bestellmöglichkeiten gibts Anfang Juni ebenfalls auf der Euro-Homepage. Dann gilt allerdings das Prinzip «first come, first serve». Eine letzte Chance für Tickets bieten die Landesverbände der Euro-Teilnehmer. Diese erhalten für jedes Spiel ihrer Teams rund 19 Prozent des gesamten Kartenkontingents und werden diese nach der Gruppenauslosung im Dezember verkaufen.