Sempacher Kritik an der neuen Gedenkfeier

Neue Luzerner Zeitung: Sempach · Seit vier Jahren findet die Schlachtjahrzeit nicht mehr auf dem Schlachtfeld statt. Nun fordert Kantons­-rätin Heidi Frey eine kritische Überprüfung des Konzepts.

Die Sempacher CVP-Kantonsrätin Heidi Frey hat bei der Luzerner Regierung einen Vorstoss zur Zukunft der Schlachtjahrzeit in Sempach eingereicht. Die Politikerin sagt: «Seit der Neuausrichtung der Schlachtjahrzeit gibt es von Sempachern kritische Stimmen vor allem zum Mittelalterfest, welches in die Gedenkfeier integriert worden ist.» Nachdem die Gedenkfeier viermal in dieser Art durchgeführt wurde, sei es an der Zeit, «eine Standortbestimmung vorzunehmen».

Seit vielen Jahren wird der Schlacht von Sempach anno 1386 gedacht. Bis vor fünf Jahren gehörte zur Schlachtjahrzeit ein Marsch zum Winkelried-Denkmal, das oberhalb von Sempach auf einer Wiese steht. Anschliessend wurde eine Feier auf dem Schlachtfeld abgehalten.

2010 entschied die Regierung, eine Denkpause einzuschalten – es fand keine Feier statt. Was war passiert? Wie bereits in den Vorjahren besuchten im Jahr 2009 Rechtsextreme die Feierlichkeiten. Linksaktivisten kündigten eine Gegendemonstration an. Die Polizei war am Gedenktag mit einem Grossaufgebot vor Ort. Kostenpunkt: 300 000 Franken. Die Regierung begründete den Marschhalt damit, dass die Feier zunehmend von extremen Gruppierungen für eigene Zwecke missbraucht worden sei.

Mittelalterfest nur für Auswärtige?

Auf die Gedenkfeier im Jahr 2011 hin wurde das Konzept neu ausgerichtet. Seither gibt es eine Feier in der Pfarrkirche im Städtli, ein Morgenbrot und anschliessend das Mittelalterfest. Auf den Umzug zum Schlachtfeld wird seither verzichtet. Heidi Frey sagt dazu: «Die Feier und das Morgenbrot kommen bei der Bevölkerung von Sempach gut an. Viele Sempacher aber haben Mühe mit der Verbindung zum Mittelalterfest.» Das Mittelalterfest sei eher eine Veranstaltung für Auswärtige. «Es könnte auch unabhängig von der Gedenkfeier zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden, wenn es denn sein soll.»

Die CVP-Politikerin betont, dass der Kanton stärker auf die Wünsche der Bevölkerung hören müsse. «Es gibt eine Sempacher Schlachtjahrzeitkommission, die beim Kanton Inputs einbringen kann. Wie stark diese wahrgenommen werden, weiss ich allerdings nicht.»

Frey ist überzeugt: «Viele Sempacher wie auch Besucher vermissen die Feier am eigentlichen Ort des Geschehens. Sie möchten wieder einen Umzug zum Denkmal. Daher soll sich der Kanton überlegen, wie der Schlachtort wieder in die Feierlichkeiten eingebunden werden kann.» Die Kantonsrätin denkt aber nicht, dass ein Umzug zum Schlachtfeld in den nächsten Jahren wieder möglich sein wird. «Vor zwei Wochen haben Rechtsextreme beim Denkmal wieder einen Kranz niedergelegt. Das zeigt mir, dass die Situation immer noch kritisch ist.»

In ihrem Vorstoss fragt Frey die Regierung an, wie sie das neue Konzept beurteilt und ob für die nächsten Jahre Anpassungen vorgenommen werden.

Philipp Berger, Kommunikationsbeauftragter der Staatskanzlei, sagt zur Anfrage von Heidi Frey: «Die Anfrage haben wir erhalten. Wir können zu hängigen Vorstössen aber keine Auskunft geben.» Von der diesjährigen Gedenkfeier zieht der Kanton ein positives Fazit: «Sie war eine gelungene Verbindung aus traditionellen Elementen und einem Volksfest für die ganze Familie.» Auch der Sempacher Stadtpräsident Franz Schwegler sagt: «Das neue Konzept der Feierlichkeiten mit dem Morgenbrot, dem Prozessionsmarsch und der Gedenkfeier stösst auf Anklang. Die Besucherzahlen unterstreichen dies.»

Zeit für Marsch sei noch nicht reif

Dennoch bestätigt Schwegler, dass es auch kritische Stimmen gibt: Stein des Anstosses bei Teilen der Bevölkerung sei das Mittelalterfest. «Weitere Einwohner melden zurück, dass sie den Einbezug der Schlachtkapelle und des Geländes vermissen.» Schwegler hofft, dass dies künftig in irgendeiner Form gelingen wird. «Für einen Marsch zur Schlacht ist die Zeit aber noch nicht reif, solange die Feier sich von politischen Gruppierungen instrumentalisieren lässt.»

Die Sempacher können sich laut Schwegler bei der Gestaltung der Feier gut einbringen. «Fünf Personen im elfköpfigen Komitee sind Sempacher.» In den letzten Jahren seien mehrere Anpassungen vorgenommen worden. «Letztes Jahr gab es erstmals eine Prozession zur Kirche und einen Auszug.» 2015 werden der Hellebardenlauf und das Städtlifest am Tag vor der Gedenkfeier stattfinden. «Das Mittelalterfest findet dann vor allem in den Gassen und auf dem Gelände am See statt.»

roseline.troxler@luzernerzeitung.ch