Enttarnt. Im Web wurden 241 Bilder von Neonazis veröffentlicht. Die Fotos entstanden an der Sempacher Schlachtfeier.
Nummer 22 hat einen kahl rasierten Schädel und trägt eine schwarze Sonnenbrille. Auf der Mütze der Nummer 209 steckt ein Button mit der Aufschrift «88», dem Rechtsextremencode für «Heil Hitler». Auf der Internetplattform «Indymedia» prangen sie: 241 Neonazis – einzeln fotografiert, ohne Namen, dafür mit einer Nummer versehen.
Ihre Gesichter sind gut zu erkennen und leicht zu identifizieren. Diese Männer und Frauen sollen Rechtsextreme sein und an der Sempacher Schlachtfeier vor einer Woche teilgenommen haben. Schreibt das «Autonome Medienkollektiv» aus dem deutschen Freiburg. «Die Pnos beklagte sich nach dem diesjährigen Aufmarsch in Sempach: Die umfangreiche Medienberichterstattung über Sempach hätte etliche Pnos-Anhänger davon abgeschreckt, an der Schlachtfeier teilzunehmen», heisst es im Forum. Die Leute hätten Angst gehabt, auf Fotos erkannt und anschliessend vom Arbeitgeber oder antifaschistischen Gruppen denunziert zu werden.
Dafür sorgen die Autonomen gleich selber: «Wir kriegen euch alle!», heisst es auf ihrer Homepage. Tatsächlich melden sich Internet-Nutzer und versehen die Fotos mit Namen. «Bei Nummer 88 handelt es sich um X., eine bekannte Holocaust-Leugnerin.»
An der Gedenkfeier Ende Juni marschierten über 200 Rechtsextreme auf. Zur Teilnahme aufgerufen hatte die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos).
Seit 2003 kommen jedes Jahr mehr Neonazis an die Feier. Im Internet wird stets zu Massenaufmärschen aufgerufen. Noch unklar ist, ob die Neonazis die Feier als Ersatz oder Zusatz zur Rütli-Bundesfeier am 1. August sehen, an der sie unerwünscht sind. Auch die Polizei muss jedes Jahr mit einem Aufgebot bereitstehen. Dieses Mal duldete man die Neonazis, weil sie sich ruhig verhielten und keine Nazi-Fahnen mitführten.
Auch die Enttarner der Rechtsextremen lässt die Polizei vorläufig in Ruhe. Bis jetzt sind keine Strafanzeigen gegen sie eingegangen.
Dafür hat die Pnos reagiert. Sie veröffentlichte nun ihrerseits zwei Fotos im Internet. Darauf zu sehen: Die beiden «Denunzianten» und «deutschen Antifa-Aktivisten», die ihre Kameraden in Sempach unterwandert und abgelichtet haben. Behauptet die Partei zumindest.
Nutzer ergänzen die Fotogalerie im Internet mit Namen von ihnen bekannten Extremisten.
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