Dies galt auch für den Vortrag mit Franz Schönhuber, einst Mitglied derWaffen-SS, später Parteipräsident der deutschen Rechtsaussenpartei «DieRepublikaner»,
den die Avalon-Gemeinschaft auf Schloss Münchenwiler bei Murten imNovember 1999 organisierte. Unter den Anwesenden seien, so schreibt Nyffenegger,neben Bernhard Hess auch viele bekannte Köpfe der SchweizerRechtsextremisten-Szene gewesen: zum Beispiel der Lausanner Altfaschist Gaston-ArmandAmaudruz, der Basler Holocaust-Leugner Jürgen Graf sowie Bernhard Schaub, ebenfallsHolocaust-Leugner und heute Hauptverantwortlicher der NationalenAusserparlamentarischen Opposition (Napo).
Wenige Wochen später, am 18. Dezember 1999, feierte die Avalon-Gemeinschaftan ihrer traditionellen Wintersonnenwendefeier ihr zehnjähriges Bestehen. ZumJubiläum mieteten die Avalon-Leute das Schlösschen Thunstetten beiLangenthal. Auch hier habe sich Hess unter die Feiernden gemischt, schildert der auchdiesmal anwesende Nyffenegger mit vielen Details. Avalon-Primus Wüthrich habeden kurz zuvor gewählten Bundesparlamentarier Hess gar besondersbeglückwünscht: Es sei gut, «einen aus unseren Reihen im Parlament zu haben». Hess habedie Erwähnung vor versammelter Menge missfallen, und er habe die Feiervorzeitig verlassen.
Weder Roger Wüthrich noch Ahmed Huber wollen Angaben zu den Besuchern derbeiden Veranstaltungen machen. Hingegen berichtet Huber freimütig, dass Hess injener Zeit den wöchentlichen Avalon Stammtisch in einem WorblaufenerRestaurant frequentiert habe. Und der ehemalige SD-Mitarbeiter Nyffeneggerberichtet, er sei im Herbst 1998 durch Bernhard Hess in den Avalon-Stammtischeingeführt worden.
Auf Anfrage will Bernhard Hess zunächst «keinen Kommentar» abgeben. Auchnicht, nachdem er mit einem Auszug aus dem Nyffenegger-Manuskript konfrontiertworden ist. Später qualifiziert er die Unterlagen in einem Fax als «Roman»,der «Wahrheiten, Halbwahrheiten und Erfundenes» enthalte, ohne zu präzisieren,was unwahr sein soll.
Hess ist nicht ohne Grund nervös. Im Herbst stellt er sich zu Wiederwahl – in einer Partei, von der SD-Parteipräsident Rudolf Keller behauptet, man wolle nichts mit Rechtsextremisten zu tun haben.
Hans Stutz/SonntagsZeitung