Seit Jahren leugnet der Schweizer Bernhard Schaub im In- und Ausland den Holocaust – bisher ungestraft. Nun soll er dies auch an der ominösen Holocaust-Konferenz in Teheran getan haben.
Von Daniel Foppa
Bern. – Gestern ist in Teheran die Holocaust-Konferenz der iranischen Regierung zu Ende gegangen. Der Westen reagierte scharf auf die pseudowissenschaftliche Veranstaltung, an der zahlreiche Holocaust-Leugner zu Wort kamen. EU-Justizkommissar Franco Frattini sprach von einem «Affront gegen die demokratische Welt», und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte, Deutschland werde es nie akzeptieren, wenn der Holocaust in Frage gestellt werde.
Lob für Irans Regierung
Wie von einer gut unterrichteten Quelle verlautet, soll auch der Schweizer Revisionist Bernhard Schaub an der Konferenz teilgenommen haben. An seiner Schweizer Adresse heisst es, Schaub sei ins Ausland verreist. Dass Schaub tatsächlich eine Rede in Teheran gehalten hat, muss indes bezweifelt werden. So fehlt sein Name auf der offiziellen Rednerliste. Dennoch verbreitet er im Internet eine «Ansprache an der Konferenz zu Teheran». Schaub lobt darin die «wahrheitsliebende und gottesfürchtige iranische Regierung», weil sie «Licht bringt in das Dickicht von Gräuelpropaganda, mit der das wehrlos gemachte Deutschland seit 60 Jahren überzogen worden ist». Schaub wettert gegen die «zionistische Weltreligion», spricht von der «Lüge von den sechs Millionen vergasten Juden» – und schlägt eine Brücke in die Schweiz. Er preist Bundesrat Christoph Blochers Ankündigung, die Antirassismus-Strafnorm zu revidieren, als «grossen Schritt» und lobt die SVP-Pläne zur Abschaffung der Strafnorm. «Das sind ermutigende Zeichen, auch wenn es erst Absichtserklärungen sind», betont Schaub.
Der 1954 in Bern geborene Bernhard Schaub war Chefideologe der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) und ist Mitbegründer des «Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten». Schaub tritt seit Jahren an Treffen von Holocaust-Leugnern auf, konnte bisher aber noch nie wegen eines Verstosses gegen die Antirassismus-Strafnorm verurteilt werden. «Schaub polarisiert dermassen, dass er in der rechtsextremen Szene der Schweiz nicht richtig Fuss fassen kann», sagt Samuel Althof vom Verein «Kinder des Holocaust». Er hat gestern wegen der Teheraner Rede Strafanzeige gegen Schaub eingereicht.
Kein Kommentar von Blocher
Bundesrat Christoph Blocher wolle sich nicht zu Schaubs Rede äussern, erklärte Sprecher Livio Zanolari. Das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat die Teheraner Konferenz «mit Unverständnis zur Kenntnis genommen», wie Sprecher Lars Knuchel auf Anfrage sagte: «Der Holocaust ist eine historische Tatsache. Es ist inakzeptabel, ihn in Frage zu stellen.» Entrüstet über die Konferenz zeigte sich der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (SIG). SIG-Präsident Alfred Donath hofft, dass sich Bundesrat Blocher klar von den Äusserungen Schaubs distanziert. Gemäss Georg Kreis, Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus, zeigt Schaubs Rede, was für eine «destabilisierende Wirkung» Blochers in Ankara gemachte Ankündigung habe. «In diesem Fall ist die Wirkung einer Magistratenäusserung mit Händen zu greifen», sagte Kreis. Das zeige, was für eine besondere Verantwortung hohe Politiker hätten. «Öffentliche Reden sind auch Taten», betonte Kreis.