Die Südostschweiz vom 06.04.2009
Anders als in Sempach oder auf dem Rütli, wo sich jedes Jahr mehrere hundert Rechtsextreme zu ihren eigenen Feiern versammeln, ist die Näfelser Fahrt bisher erst einmal von der braunen Szene vereinnahmt worden.
Daniel Fischli
Letztes Jahr tauchten am Sonntag nach der Fahrt erstmals etwa 60 schwarz gekleidete und haarlose Gestalten auf und marschierten durchs Dorf zum Denkmal. Gestern aber nahm in Näfels alles seinen gewohnten und friedlichen Gang.
Dass Näfels offenbar nicht zum festen Bestandteil des braunen Festkalenders verkommt, ist allerdings nicht unserer Stärke, sondern der Schwäche der andern zuzuschreiben. Offensichtlich war ganz einfach niemand mehr da, der einen Aufruf zum Aufmarsch lanciert hätte. Schwein gehabt!
Ein solcher Aufruf wäre befolgt worden und wir hätten der rechten Demonstration nichts entgegenzusetzen gehabt – daran kann kein Zweifel bestehen. Die braune Gesellschaft wäre wieder durch das Dorf marschiert, ohne dass sie jemand daran gehindert hätte.
Die Polizei schreitet nur ein, wenn Gesetze übertreten werden. Das ist richtig so. Und es ist auch gut, dass wir uns bei solchen Vorkommnissen nicht hinter der Polizei verstecken können. Denn die Bekämpfung von rechtsextremem Gedankengut ist die Aufgabe der ganzen Gesellschaft und nicht nur die der Polizei.
Es reicht dann allerdings nicht, dass wir hinterher alle bloss sagen, dass wir keine solche Zurschaustellung einer verachtenswürdigen Ideologie wünschen. Wir müssen es auch im Voraus tatkräftig und unmissverständlich zeigen. Bloss: Wie könnte ein solches Zeichen aussehen? Bisher fehlt die zündende Idee.