Von Simon Spengler
LANGENTHAL BE – Rassistische Attacke gegen einen Nationalrat. Der schwarze SP-Politiker Ricardo Lumengo (45) wurde am 1.-Mai-Fest mit Bananen beworfen.
Wir haben schon im Vorfeld erfahren, dass Rechtsradikale mobilisieren, um die Rede Lumengos zu stören», sagt die Langenthaler SP-Stadträtin Stefanie Loser-Fries. Die Berner Kantonspolizei war deshalb informiert und auch mit Beamten vor Ort präsent. Immerhin ist Langenthal als Zentrum der Schweizer Rechtsradikalen-Szene bekannt. Die «Partei national orientierter Schweizer» Pnos hat hier einen Sitz im Stadtrat.
Alles verlief zuerst friedlich. Bis rund 30 Neonazis auftauchten. Lumengo hatte seine Rede schon gehalten. Er sass aber noch vorne bei der Rednertribüne. Plötzlich trifft ihn eine matschige Banane an der Schulter, sein Sitznachbar wird am Kopf getroffen. «Ich sah nicht, wer die Bananen geworfen hatte, sonst hätte ich ihn der Polizei gemeldet», so Lumengo.
Die Beamten kriegen davon offensichtlich nichts mit. «Unsere Leute erfuhren erst aus dem Umfeld Lumengos davon», so der Sprecher der Kantonspolizei gegenüber BLICK. Erwähnt ist auch nichts im Tagesrapport. Dort heisst es nur: «Keine besonderen Vorkommnisse. Wenig Besucher.» Dass die Polizisten Lumengo nach der Bananenattacke zu seinem Auto eskortieren müssen, um weitere Zwischenfälle zu verhindern, ist ihnen auch keine Notiz wert.
Pnos-Sprecher Renato Bachmann bestreitet, dass der «Angriff von uns orchestriert» wurde. Dass aber ein Pnos-Kamerad die Bananen geworfen hat, schliesst er nicht aus: «Wir kontrollieren nicht unsere Mitglieder.» Eigentlich finde er selbst, dass Bananen-Werfen schlechter Stil sei. Aber Verständnis dafür hat er trotzdem: «Lumengo soll in seiner Heimat Angola Reden halten und nicht uns hier erzählen, was wir zu tun hätten.»
Lumengo selbst sagt: «Man muss nicht aus einer Banane einen Elefanten machen. Aber andererseits frage ich mich: Heute wars nur eine Banane. Aber was kommt morgen?»