20 minuten online: Auf einem Privatgrundstück haben rechtsextreme Bands am 1. August ein Konzert gegeben. Die Polizei kontrollierte 100 Personen aus dem In- und Ausland – verhaftet wurde niemand.
Die Flugblätter geisterten im Netz schon seit Wochen herum: Einschlägig bekannte Neonazibands wollten im Kanton Zürich am Nationalfeiertag ein Konzert mit dem Namen «Rock fürs Vaterland» geben. Wo dieses aber stattfinden wird, war darauf nicht ersichtlich.
Die polizeilichen Ermittlungen haben nun zu einem Privatgrundstück in Schönenberg geführt, wie Werner Schaub, Sprecher der Zürcher Kantonspolizei, auf Anfrage von 20 Minuten sagt: «Wir sind dort am Samstagnachmittag mit vielen Einsatzkräften vorgefahren und haben über 100 Personen aus dem In- und Ausland kontrolliert.»
Rechtsextreme Zürcher Bands am Konzert
Straftaten wurden bei den Kontrollierten in der Gemeinde oberhalb vom Zürichsee keine festgestellt und es habe auch keine Klagen von Anwohnern gegeben: «Aus diesem Grund liessen wir sie gewähren.» Das Konzert sei friedlich über die Bühne gegangen: «Solange nicht gegen das Strafgesetz verstossen wird, sind solche Veranstaltungen in der Schweiz erlaubt», sagt Schaub.
Welche Bands am Konzert auftraten, kann Schaub nicht sagen. Auf dem Flyer wurden neben rechtsextremen Hassbands aus Deutschland und England die Schweizer Rockband «Amok» aus dem Neonazi-Netzwerk-Umfeld «Blood and Honour» angekündigt.
Sänger soll orthodoxen Juden attackiert haben
Die vier Mitglieder der Band sind wegen Widerhandlungen gegen die Rassismus-Strafnorm vorbestraft. Unter anderem leugneten sie laut «Watson» auf ihrem ersten Album «Verbotene Wahrheit» den Holocaust und drohten dem Journalisten und Politiker Hans Stutz mit dem Tod, der für seine Recherchen in der rechtsextremen Szene bekannt ist.
Der 27-jährige Sänger der Rechtsrockband Kevin G. aus Hombrechtikon soll zudem laut der «SonntagsZeitung» der mutmassliche Haupttäter einer Attacke eines orthodoxen Juden in Zürich sein. Am 4. Juli gingen 20 Männer, die einen Polterabend feierten, auf den Juden los, spukten ihn ins Gesicht, schubsen ihn und machten vor ihm den Hitlergruss. Erst als die von Passanten alarmierte Polizei eingriff, liessen die Judenhasser ihr Opfer in Ruhe.
Teilnehmer: «Wir sind nicht so böse wie alle meinen»
Wie für rechtsradikale Veranstaltungen üblich, sei die Anreise der Teilnehmenden über einen «Schleusepunkt» erfolgt, schrieb die Antifaschistische Aktion (Antifa) Bern in einer Mitteilung. Die Rechtsextremen hätten sich in der Nähe der Autobahnausfahrt Rapperswil SG/Rüti ZH getroffen und seien danach ins 20 Kilometer entfernte Schönenberg gefahren.
Die meisten Anwohner haben nichts vom Konzert mitbekommen, das abgeschottet auf einem Firmengelände stattfand. Einige haben zwar die jungen Leuten gesehen, dachten jedoch, dass diese aus dem Dorf kämen. Am Sonntag waren noch einige Teilnehmer mit den Aufräumarbeiten beschäftigt – darunter auch der Besitzer des Areal, der sich auf Anfrage aber nicht zur Veranstaltung äussern wollte.
Einer der Teilnehmer sagte jedoch, dass man sich Mühe gegeben habe, nicht negativ aufzufallen und das Gelände in einem einwandfreien Zustand zu verlassen: «Wir müssen auf unseren Ruf achten. Wir sind nicht so böse wie alle meinen.»
Schönenberger Gemeindepräsident ist nicht erfreut
Lukas Matt, FDP-Gemeindepräsident von Schönenberg, ist über das Konzert trotzdem alles andere als erfreut und distanziert sich von der Veranstaltung: «Wir haben im Vorfeld nichts davon gewusst, die Polizei hat uns am Samstag informiert.»
Er ist froh, über das grosse Polizeiaufgebot und dass alles friedlich über die Bühne lief: «Zum Glück wurde unsere eigene offizielle Bundesfeier durch das Konzert nicht gestört.» Die Gemeinde hätte einen solchen Anlass niemals bewilligt, wenn sie davon gewusst hätte, so Matt: «Da er aber auf einem Privatgrundstück stattfand, ist unser Einfluss sowieso begrenzt.»
(20M)