Eintrittskarte und beschränkter Zutritt am 1. August
Die Rütlikommission will die Platzzahl am 1. August auf dem Rütli beschränken und Eintrittskarten abgeben. Damit sollen Störungen durch Rechtsextreme vermieden werden.
mjm. Luzern, 18. Januar
Seit fast zehn Jahren setzen sich Rechtsradikale an der Bundesfeier auf dem Rütli unliebsam in Szene. Die Rütlikommission schaute dem Treiben lange seltsam hilflos zu. Die schöne Freiheit auf dem Rütli drohte zur Libertinage zu verkommen. Immer wieder gelang es den «Glatzen», die Bürger zu schrecken und die Polizei zu narren. Für Judith Stamm, Präsidentin der Rütlikommission, ist nun klar: «Wir wollen keine organisierten Rechtsradikalen auf dem Rütli.»
Die Rütlikommission will die Teilnehmerzahl der Bundesfeier am 1. August beschränken. Zutritt erhält nur noch, wer eine Eintrittskarte vorweisen kann. Wer also am Nationalfeiertag auf die geschichtsträchtige Wiese will, muss sich um eine kostenlose Eintrittskarte bemühen. Die Platzzahl soll aus Sicherheitsgründen auf 2000 Personen beschränkt werden, so viele Personen also, wie etwa an der letzten Bundesfeier teilgenommen haben. Vor zwei Jahren bei den Tellspielen fanden dank einer steilen Tribüne etwas mehr, nämlich 2500 Personen, auf dem Rütli Platz. Zudem soll das traditionelle Programm der Feier wie in den vergangenen zwei Jahren durch ein neues Element bereichert und ergänzt werden. Noch offen ist, wer als Festredner auftreten wird. Judith Stamm räumte ein, dass auch mit einem Ticketsystem nicht verhindert werden könne, dass Rechtsradikale aufs Rütli kämen.
Ziel der Massnahmen sei es, am 1. August eine würdige Bundesfeier zu gewährleisten und Publikum und Mitwirkende vor unliebsamen Störungen zu schützen, heisst es in einer Medienmitteilung der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft vom Mittwoch. Wie das Ticketsystem funktionieren wird und wie gewährleistet werden soll, dass ungebetene Gäste dem Rütli fernbleiben, das konnte deren Geschäftsleiter, Herbert Ammann, noch nicht sagen. Für Hans Stutz, langjähriger Beobachter der Rechtsextremenszene, sind die Vorschläge ziemlich naiv. Es sei schwierig zu überprüfen, wer hinter einer Bestellung stecke. Fragen der Personen- und Datenüberprüfungen sowie der Billettkontrolle sollen in den nächsten Wochen mit Fachleuten diskutiert werden. Am 20. April will die Rütlikommission mit ausführlichen Informationen an die Öffentlichkeit treten. Auf die ersten organisatorischen Massnahmen haben sich vor Wochenfrist Delegationen der Regierungen von Uri und Schwyz sowie Vertreter von Bund und Rütlikommission verständigt.
Im Vergleich zur mehrhundertjährigen Geschichte des Rütlis sind die Störungen nur eine unliebsame Episode. Vor fünf Jahren wurde gegen Bundespräsident Kaspar Villiger gepöbelt. Im vergangenen Jahr beschimpften Hunderte von Extremisten Bundespräsident Samuel Schmid und störten seine Rede, als er das Thema Ausländerintegration anschnitt, mit Pfiffen und Buhrufen. Fernsehkameras waren auch dabei, welche die Rechtsextremen in den Mittelpunkt rückten. Rädelsführer der Horden und Unruhestifter kamen ungeschoren davon. Nach der Feier auf dem Rütli marschierten die Rechtsextremen ohne Bewilligung durch Schwyz. 13 nachträglich mit Videoaufnahmen ermittelte Teilnehmer werden möglicherweise wegen unerlaubten Marschierens auf der Strasse belangt. 1.-August-Feiern auf dem Rütli gibt es seit über hundert Jahren. Die Rütliwiese ist dem Bundesrat von der Schweizer Jugend 1859 als «unveräusserliches Nationaleigentum» geschenkt worden.