Schlägerei in Olten: Rechtsradikale gegen Kosovaren

SolothurnerZeitung

Polizei konnte am Freitag eine Eskalation verhindern – doch auf Olten wartetschon die nächste Demo

Mehrere Dutzend Rechtsradikale und Kosovo-Albaner prügelten sich in der Nachtvon Freitag auf Samstag in der Oltner Innenstadt. Und Olten muss sich bereits aufdie nächsten Krawalle, diesmal von Linksextremen, vorbereiten.

Fabian Schäfer

«Ich sass noch in meinem Büro und hörte, dass da was passierte.» Doch OltensStadtpräsident wollte verständlicherweise nicht nachschauen, was sich da, in derNacht vom Freitag auf den Samstag, unten bei der alten Holzbrücke abspielte. Erwäre wohl bereits auf mehrere Dutzend gestossen, die sich Verfolgungsjagden undSchlägereien rund um die Holzbrücke lieferten: auf der einen Seite 20 bis 30Rechtsextreme, ihnen gegenüber etwa ebenso viele Kosovo-Albaner zählten diePolizisten, die zum Einsatz gerufen worden waren (siehe Ausgabe vom Samstag).

Rechtsradikaler rief die Polizei
Ihren Anfang nahm die Konfrontation um etwa halb zehn. Als Ausgangspunkt derAuseinandersetzungen gilt die Bar «Chez Ludi» – ein bekannter Skin-Treffpunkt.Ausserdem, so Augenzeugen, sollen Rechtsextreme zuvor mehrmals die Innenstadtdurchquert und dabei die üblichen Parolen skandiert haben. DieAuseinandersetzung selber begann im kleineren Rahmen: Drei Rechtsradikalenahmen in der Umgebung der Brücke einen Imbiss zu sich, zwei bis drei Kosovarenkamen auf sie zu. Von ihnen fühlten sich die Rechtsradikalen «verbal provoziert».
Und sie gingen offenbar auf die Provokation ein, die erste, kürzere Schlägereibegann. Und einer der drei Rechtsextremen erlitt offenbar eine leichte Verletzung,wie die Kantonspolizei in ihrer Medienmitteilung schreibt.

Um vier vor zehn wurde dann die Kantonspolizei alarmiert – von einem aus demKreis der Rechtsradikalen, berichtet Pia Daumüller vom Mediendienst der Kapo. DiePolizei schickte ihre Patrouillen nach Olten, und die knapp 30 Polizisten trafen dannbei der Holzbrücke und in der Schützenmatte bereits auf 20 bis 30 Personen aufbeiden Seiten, die sich gegenseitig provozierten. Die Beamten vermochten diebeiden Gruppen zu trennen und so eine Eskalation der Schlägereien zu verhindern.Nachdem sie auch grössere Gruppen davon abhalten konnten, zu den beidenLagern zu stossen, wurde gegen Mitternacht der Grossteil des Aufgebotsabgezogen. Die Situation hatte sich abgekühlt. Verhaftet wurde niemand.

Wer da nun wen provoziert hat – den Stadtpräsidenten interessierts wenig. «Mir istdas Wurst», sagt Ernst Zingg, «wir akzeptieren in Olten grundsätzlich keine solchenAuseinandersetzungen und keine Extremisten.» Die Leute müssten sich daraufverlassen können, dass Ruhe und Ordnung in ihrer Stadt herrsche, verkündet Zinggdas oberste Ziel. Das Ziel droht schon bald ein weiteres Mal verfehlt zu werden,wenn nämlich am 4. November Linksextreme zur Demo «Gegen Rassismus undRechtsextremismus» nach Olten rufen (siehe Kasten). Auch wenn er die Detailsnoch nicht genau kenne: Ernst Zingg glaubt nicht, dass die jüngsten Krawalle etwasmit dieser Ankündigung von links zu tun haben, «vielleicht wäre es falsch, beides ineinen Topf zu werfen.»

Der «negative Güsel» in Olten
Und warum trifft das alles ausgerechnet Olten? «Wir sind mitten im Fadenkreuz»,verweist Zingg auf die Nähe zu den grossen Städten und die günstigenAnreisemöglichkeiten. Und dass eine Zentrumsstadt, die Olten bekanntlich sein will,nicht nur Positives wie die vielen Tagungen anziehen kann, weiss er: der «negativeGüsel» komme halt oft auch mit. Denn «Gangs», da ist er überzeugt, träfen sichgerne in der Mitte. Dort liegt Olten.