Brunnen hat genug von den Problemen mit Rechtsradikalen, die am 1. August aufs Rütli wollen. Jetzt könnte Luzern einspringen unter gewissen Bedingungen.
Von Martin Messmer
Die Gemeinde Ingenbohl-Brunnen hat ein Machtwort gesprochen: Dieses Jahr steht man nicht zur Verfügung als Abfahrtsort der Schiffe, die Kurs aufs Rütli nehmen, damit dort die 1.-August-Feier steigen kann. Dies stellt die Rütlikommission vor gehörige Probleme: Wie soll man die Gäste aufs Rütli bringen? Kommissionspräsidentin Judith Stamm zieht nun «auch Extraschiffe ab Luzern in Betracht» (Ausgabe vom 5. April).
«Risiko besteht an jedem Ort»
Luzerns Sicherheitsdirektorin Ursula Stämmer schliesst nicht aus, dass die Schiffe in Luzern ablegen. Sie räumt ein, dass sich Luzern als Umsteigeort eignen würde, weil Bahnhof und Schifflände nur wenige Meter auseinanderliegen. Aber: «Die Verkehrslage ist nur ein Teil der Eignung als Abfahrtsort.» Luzern solle nicht der einzige Einschiffungsort sein, fordert Stämmer, sondern: «Eine Verteilung der Gäste auf verschiedene Abfahrtsorte könnte zur Entspannung beitragen. Auf dem Ticket könnte jeweils der Abfahrtsort aufgedruckt werden.» Jede Variante müsse «vor allem auch hinsichtlich des Sicherheitsaufwandes beurteilt werden».
Muss man sich nun in Luzern auf Probleme mit Rechtsradikalen gefasst machen? «Das Risiko besteht an jedem Abfahrtsort», sagt Stämmer. Die Lagebeurteilung müsse durch die Polizei, «vor allem auch auf Bundesebene», erfolgen.
Skepsis bei der Politik
Vertreter der Fraktionen des Grossen Stadtrats sind der Idee von Stamm gegenüber zwar skeptisch eingestellt. Aber sie stösst nicht auf vehemente Ablehnung. «Klar, Luzern als Umsteigeort ist eine Möglichkeit», sagt Yves Holenweger (SVP). Obs nun Brunnen, Flüelen oder Luzern sei, komme nicht drauf an, Silvio Bonzanigo (CVP) hätte es lieber, die Schiffe würden «aus den Gebieten Uri oder Schwyz ablegen». Trotzdem schliesst er Luzern nicht aus: «Wenn aus politischen oder aus Sicherheitsgründen andere Gebiete gewählt werden, halte ich Luzern für valabel.» Begründung: «In Luzern haben wir mehr Erfahrung mit dem Sicherheitsdispositiv». Als Beispiel nennt er die Fussballausschreitungen, «hier haben wir eine grosse Routine». Die Stadt dürfe aber nicht hauptsächlich mit den Kosten belastet werden.
Beat Züsli (SP) hofft: «Wenn der Anlass auf dem Rütli gut organisiert wird, hat man vielleicht gar nicht mehr die Schwierigkeiten wie in der Vergangenheit. Dann wird auch die Frage nach dem Zugang sekundär.» Auszuschliessen sei es aber nicht, dass es auch in Luzern zu Problemen kommen könnte, sagt Züsli. Die Zentralschweizer Kantone müssten zusammen eine Lösung finden, fordert er. Es gehe nicht, dass man «das Problem von einem Ort zum anderen schiebt». Ob Luzern nun einspringen soll, lässt Züsli offen.
Auch Hans Stutz (Grüne) beantwortet diese Frage nicht. Am liebsten hätte er sowieso, die Rütlifeier würde abgesagt. «Die Rütlikommission hat es zugelassen, dass die Feier zu einem Anlass von Rechtsextremen geworden ist.» Sollte Luzern einspringen, müsse man hier eine ähnliche Situation wie in den vergangenen Jahren in Brunnen erwarten, sagt der Experte für Rechtsextremismus. Denn: «Es gibt bis jetzt keine Anzeichen dafür, dass die Rechtsextremen dieses Jahr nicht an der Feier teilnehmen wollen.»
FDP ist klar dagegen
Ganz klar gegen Luzern als Abfahrtsort ist einzig Christoph Brun (FDP). Grund: «Es ist klar, dass es wieder zu Demos kommen wird, ausser man würde diese mit einem riesigen Polizeiaufgebot verhindern, dessen Kosten Luzern zu tragen hätte.» Zudem sei der 1. August ein beliebter Ausflugstag mit viel Publikumsverkehr auf dem Bahnhofsplatz. «Es muss sichergestellt sein, dass es ein ganz normaler Nationalfeiertag wird. Negative Erfahrungen mussten wir in Luzern bereits machen.»