Reichsbanner im Kofferraum, mit Armeekarabiner auf Menschen gezielt: Thurgauer Neonazi terrorisiert Autofahrer am Lago Maggiore

Thurgauer Zeitung. Die italienische Polizei verhaftete letzten Samstag einen 31-jährigen Thurgauer, weil er versuchte, andere Autos von der Fahrbahn zu drängen, mit einem Armeekarabiner auf Menschen zielte und gestohlene Autokennzeichen mit sich führte. Der Mann ist in der Schweiz mehrfach vorbestraft. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft Kreuzlingen.

Am vergangenen Samstagabend hat ein Thurgauer in Arona am piermontesischen Ufer des Lago Maggiore Angst und Schrecken verbreitet. Kurz nach 18 Uhr rast der 31-jährige Schweizer über die Staatsstrasse SS33 und verfolgt ahnungslose Autofahrer. Der Mann fährt ihnen ins Heck und versucht, sie mit seinem Auto von der Fahrbahn zu drängen. Bei dieser Karambolage beschädigt er 15 Fahrzeuge, vier Personen werden dabei verletzt.

Bei Meina lenkt er seinen schwarzen VW Golf auf eine Tankstelle. Bilder einer Überwachungskamera zeigen, wie er dort mit nacktem Oberkörper einen Karabiner der Marke Schmidt Rubin K31 samt aufgestecktem Bajonett im Anschlag hat und auf Autos und Menschen zielt. Anschliessend rast er weiter, bis er bei Baveno die Kontrolle über sein Fahrzeug verliert und es gegen eine Leitplanke setzt.

«Der Schweizer Rambo»

Als die italienischen Polizeibeamten den Schweizer festnehmen wollen, bedroht er sie mit geladener Waffe. Auch die Carabinieri richten ihre Waffen gegen den Amokfahrer aus der Schweiz. In dieser brenzligen Situation wirft der «rambo svizzero», wie ihn die italienische Zeitung «La Stampa» nennt, das Gewehr zu Boden und fällt auf die Knie. Um etwa 20 Uhr klicken die Handschellen. Der Mann ist verhaftet.

Oberstleutnant Giorgio Santacroce der Carabinieri von Verbania ist froh, dass der Einsatz so glimpflich ausgegangen ist. Im «Blick» sagt er: «Ohne die Besonnenheit der Patrouille hätte es Tote geben können.»

Im Auto des Täters finden die Polizisten ein Banner mit Reichsadler und Hakenkreuz, 45 Patronen des Kalibers 223 sowie drei Nummernschilder mit Schweizer Kennzeichen. Schnell war klar: Der Mann ist bei den Schweizer Behörden auch als Neonazi aktenkundig und mehrfach vorbestraft. Das Amok-Fahrzeug selbst gehört ihm nicht und die weiteren Kennzeichen sind als gestohlen gemeldet.

Laut einer Meldung des Newsportals tio.ch vom Dienstag stand der Mann unter Drogeneinfluss. Ihm wird das illegale Tragen einer Kriegswaffe, Widerstand gegen Amtsträger, schwere Bedrohung sowie Körperverletzung vorgeworfen. Der Mann wurde ins Verbania-Gefängnis gebracht, wo er darauf wartet, verhört zu werden.

Thurgauer Behörden ermitteln

Nach Meldung der italienischen Kollegen nahm die Thurgauer Polizei sofort die Ermittlungen auf. Laut «Blick» soll es am Montagnachmittag zu einer Hausdurchsuchung am Wohnort des Täters gekommen sein.

«Wir wissen zurzeit auch nicht mehr, als aus den Pressemeldungen der italienischen Zeitung ‹La Stampa› hervorgeht», sagt Patrick Müller, stellvertretender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Kreuzlingen. Aus seiner Sicht geht aus dem vorliegenden Video mindestens eine Widerhandlung gegen das Waffengesetz hervor. «Anhaltspunkte auf weitere Vergehen müssen in Absprache mit den italienischen Behörden geklärt werden. Wir befinden uns zurzeit im Informationsaustausch, von welchem das weitere Vorgehen abhängen wird», sagt Müller.