Rechtsradikale sehen sich um ihren Auftritt am 1. August auf dem Rütli geprellt ? Polizei bereitet sich auf Aufmarsch vorWegen der Tell-Aufführung gibt es dieses Jahr auf dem Rütli keine öffentliche Bundesfeier. Rechtsradikale wollen gleichwohl Präsenz markieren. Die Polizei rüstet sich für einen Grosseinsatz.
Seit Rechtsradikale am 1. August 2000 Kaspar Villigers Auftritt auf dem Rütli empfindlich gestört haben, ist die Polizei an der historischen Stätte Jahr für Jahr mit einem Grossaufgebot zur Stelle. Dieses Jahr allerdings gibt es auf der Rütliwiese keine öffentliche Bundesfeier. Grund ist das Tell-Freilichtspiel. «Wir wollen auch am 1. August nicht auf die sonntägliche Nachmittagsvorführung verzichten», sagt die Präsidentin des Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG), Judith Stamm. Die SGG hat die Rütliwiese 1859 gekauft und dem Bund als unveräusserliches Nationaleigentum geschenkt. Die von Stamm präsidierte Rütlikommission verwaltet den Landstreifen am Vierwaldstättersee, führt die 1.-August-Feier durch und organisiert auch die Freiluftaufführung mit. Am 1. August findet eine spezielle Festaufführung statt, der eine kleine Bundesfeier vorangeht, wie Stamm sagte. Die Feier ist nicht öffentlich und nur zahlenden Theaterbesuchern zugänglich. Stamm erwartet keine Konfrontationen mit Rechtsextremen.
Pnos mobilisiert
Der Dienst für Analyse und Prävention (DAP) des Bundes geht indes davon aus, dass viele Rechtsextreme regulär die Tell-Vorstellung besuchen werden. Zudem hat die «Partei national orientierter Schweizer (Pnos)» alle «Schweizer Volksangehörigen» aufgerufen, sich um 11 Uhr in Brunnen zu besammeln, um dann gemeinsam den See zu überqueren. Die Pnos wolle sich nicht vom Rütli verdrängen lassen, auch wenn «die Oberen kurzerhand das Programm geändert haben». Die Schwyzer Kantonspolizei bereitet sich laut ihrem Sprecher Florian Grossmann darauf vor, dass die rechten Patrioten auf der anderen Seeseite in Brunnen (SZ) festsitzen.Ab Mittag sollen laut Schwyzer Kantonspolizei die Fahrgäste, die in Brunnen das Schiff besteigen, darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie das Rütli nur mit einem gültigen Theaterticket betreten dürfen. Die für das Rütli zuständige Urner Kantonspolizei wird gemäss Sprecher Karl Egli auf dem Landweg Anreisende entsprechend informieren. Das Benützen des fahrplanmässigen Schiffskurses ist indes öffentlich, das Schiff fährt weiter bis nach Flüelen. Die Urner Kantonspolizei will dort für Ruhe und Ordnung sorgen. Rechtsverletzungen würden keine toleriert, und Personen ohne Ticket hätten am Nachmittag keinen Zugang zum Rütli. Auch die Hausordnung der Rütlikommission müsse eingehalten werden, sagte Egli. Notfalls werde eingegriffen.
Auch Linksautonome
Laut Grossmann werden die rechte und die autonome Szene seit geraumer Zeit genau beobachtet. Es wurde Kontakt zu den einzelnen Gruppen aufgenommen. Wie schon letztes Jahr steht ein Einsatz des zentralschweizerischen Polizeikonkordats an, diesmal in grösserem Umfang.Linksautonome Kreis haben für den frühen Nachmittag in Luzern zu einer Demonstration «gegen Faschismus und für eine grenzenlose Welt» aufgerufen. Der DAP spricht von «ungewohnter Intensität und aggressiver Manier». Das mögliche Aufeinandertreffen linker und rechter Aktivisten stelle ein erhebliches Gewaltpotenzial dar. (ap)
Rekrutierung in Fussballstadien
Rechtsextreme versuchen, unter Fussball- und Hockey- Fans neue Mitglieder zu rekrutieren und diese in ihrem Sinne zu politisieren. Dies beobachtet das Bundesamt für Polizei, das gemäss Bericht zur inneren Sicherheit eine Zunahme von rechtsextremen Aktivitäten im Hooliganumfeld feststellt. Der Sicherheitsdienst der Stadtpolizei Zürich, der über eine Fachgruppe «Hooliganismus» verfügt, schätzt die Zahl gewaltbereiter Hooligans schweizweit auf 200 bis 300 ? mit leicht steigender Tendenz. Wie viele von ihnen der rechtsextremen Bewegung zuzuordnen sind, ist schwierig abzuschätzen. (sda)